Woodstock lebt von den Erinnerungen derer, die nicht dabei waren.
Willi Winkler
Die Spur der Trivialmythen lässt sich ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits der mit dem Dandytum der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Verbindung stehende Ästhetizismus, Oscar Wilde kann als stilsicherer Vorläufer der Kunstauffassung angesehen werden, dessen eigentliche Zeit eine Brücke von DaDa bis in den 1950er und 1960er Jahren bildet. Trash bezeichnet Phänomene und Objekte, die der ernsthaften Kunst quasi ein Schnippchen schlagen mit verspielten Formen und Verfahren. Nicht zu verwechseln Pop-Art, die sich ja quasi von oben herab mit populärer Kultur auseinandersetzt, indem sie profane Objekte der Alltagskultur kopiert oder ins Museum stellt, erwirkt sie eine Art ironischer Sakralisierung. So geschehen auf einer Kuhweide im Ortsteil White Lake: Woodstock, der Endpunkt der Hippie-Bewegung. Der dort entstandene Dokumentarfilm ist der überzeugendste seit Leni Riefenstahls Olympia.
***
Weiterführend →
In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Es sei Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash ebenso eindrücklich empfohlen wie Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Ebenso verwiesen sei auf Trash-Lyrik.