Nieda nieda
Imma wieda
Imma wieda
Vaterland oh Vaterland
Für dich kämpf ich mit Fuß und Hand
Die Krieg ist nah
Der Krieg ist da
Gottseidank den Krieg ich sah
Wir marschieren Tirilieren
In Russland uns die Zehen frieren
Hurra Hurra
Der Krieg ist da
Wir erobern wir zerstören
Alles muss dem Reich gehören
Der Feind ist tot der Sieg ist nah
Feuer wo einst Leben war
Mit Gottes Hand Fürs Vaterland
Hurra Hurra
Der Krieg ist da
Raketen her Raketen her
Sie ist zu schwach die Bundeswehr
Panzer Schiffe und Kanonen
Werden niemanden verschonen
Und den Dom
Im neuen Rom
Vernichten wir mit dem Atom
Raketen her Raketen her
Sie schafft’s sonst nicht die Bundeswehr
Kommunisten Bolschewisten
Stehn auf unsren Abschusslisten
Russland nieda
Imma wieda
Und wir singen unsre Lieda
Deutschland Deutschland über alles
Über alles in der Welt
Deutschland Deutschland Vaterland
Es gibt nichts was dich aufhält
Der Feind ist stark
der Feind ist stark
Weil auch er ein Knöpfchen hat
Wir verlieren wir verlieren
Ach oh weh und wir krepieren
Uns fehlt der Kopf und auch ein Bein
Doch schön ist es ein Held zu sein
Ein großer Knall
Im weiten All
Es wird dunkel überall
Das Leben stirbt und wird zu Staub
Der Schrei der Menschheit der ist laut
Wo unsre Erde einmal war
***
Wie Matthias Claudius glorifiziert Robsie Richter in seiner Version des Kriegslieds den Krieg nicht, sondern schildert ihn als grausam und leidvoll. Er benutzt dabei eine nüchterne Sprache und Wendungen aus der Alltagssprache. Robert genannt Robsie Richter passt der abgedroschen klingende Name Urgestein wie auf kaum einen zweiten was Undergroundliteratur betrifft. 1986 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, war auf dem berühmten 60/90-Treffen in Frankfurt, das Hadayatullah Hübsch initierte, zugegen und gab die legendäre Zeitschrift „Kopfzerschmettern“ heraus. Natürlich gehörte er zu den Ur-Protagonisen des Social Beat Anfang der 1990er, hat die Bühnen der Republik gerockt, was er heutzutage meist mit seinen Bands macht, und last but not least unzählige Veröffentlichungen, angefangen von seinem Kultbuch „Wozu soll ich nach New York“, bis heute auf die Menschheit losgelassen. Seine direkten, ohne jegliche Attitüde Poeme schlagen mitten aufs Herz, frei nach dem Motto: „Ein morgendlicher Bierschiß ist / Kein Klischee sondern tägliche Realität / Und wenn mir jemand sagt das / Sei kein bedeutendes Thema dann / Soll er sich sein Arschloch zunähen / Und abwarten was passieren wird“.
Weiterführend →
Zu den Gründungsmythen der alten BRD gehört die Nonkonformistische Literatur, lesen Sie dazu auch ein Porträt von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins. Kaum jemand hat die Lückenhaftigkeit des Underground so konzequent erzählt wie Ní Gudix und ihre Kritik an der literarischen Alternative ist berechtigt. Ein Porträt von Ní Gudix findet sich hier (und als Leseprobe ihren Hausaffentango). Lesen Sie auch die Erinnerungen an den Bottroper Literaturrocker von Werner Streletz und den Nachruf von Bruno Runzheimer. Zum 100. Geburtstag von Charles Bukowski, eine Doppelbesprechung von Hartmuth Malornys Ruhrgebietsroman Die schwarze Ledertasche. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge, produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch das Porträt der einzigartigen Proletendiva aus dem Ruhrgebeat auf KUNO. In einem Kollegengespräch mit Barbara Ester dekonstruiert A.J. Weigoni die Ruhrgebietsromantik. Mit Kersten Flenter und Michael Schönauer gehörte Tom de Toys zum Dreigestirn des deutschen Poetry Slam. Einen Nachruf von Theo Breuer auf den Urvater des Social-Beat finden Sie hier – Sowie selbstverständlich his Masters voice. Und Dr. Stahls kaltgenaue Analyse. – Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Inzwischen hat sich Trash andere Kunstformen erobert, dazu die Aufmerksamkeit einer geneigten Kulturkritik. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen, der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Die KUNO-Redaktion bat A.J. Weigoni um einen Text mit Bezug auf die Mainzer Minpressenmesse (MMPM) und er kramte eine Realsatire aus dem Jahr 1993 heraus, die er für den Mainzer Verleger Jens Neumann geschrieben hat. Jürgen Kipp über die Aufgaben des Mainzer Minipressen-Archives. Ein würdiger Abschluß gelingt Boris Kerenski mit Stimmen aus dem popliterarischen Untergrund.