Abseits des westlichen Spiralnebels gibt es für das medienarchäologisch geschulte Gehör einen Klangkosmos ganz eigener Art zu entdecken. Der digital-analoge Grenzgang des Studioprojektes MLO begann irgendwann in den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts im Studio von HK; übrigens weit vor dem Aufkommen des PC als universaler Produktionsmaschine.
Grundlagen dieser akustischen Produktion waren eine analoge 4-Track-Bandmaschine und ein Atari 1040ST-Computer sowie diverse Synthesizer, Sampler, Saiteninstrumente und jede Menge analoge und digitale Effektgeräte. Pop, Soundgefrickel und die die Leidenschaft für den Jazz finden bei MLO auf elegante Weise zusammen.
Um Max Bill zu paraphrasieren: Die Songs von MLO sind „Gegenstände für den geistigen Gebrauch“. Grundlage des MLO-Sounds ist die konsequente Verwendung von Micropatterns, rhythmischen Mustern, die neben klassischen elektrischen und akustischen Instrumenten aus Umweltklängen und Geräuschen herausdestilliert werden. Zum Einsatz kommt grundsätzlich alles, das zum Hervorrufen von akustischen Ereignissen und Resonanzen verwendet werden kann, u.a. Lackdosen, afrikanische Spieluhren, Türen, Fußböden, Gebäude, Stimmen, Saiten, Tasten, Felle, Plastiktüten. Auf diese Art und Weise gelingt eine akustische Erforschung der Mythen des Alltags.
Die MLO-Kompositionen lösen und schaffen weit entfernt vom Free-Jazz Grenzen zwischen Tonalem und Atonalem, Maschinellem und Biologischem, Archaischem und Neuem. Charmant an diesen Ambient Chansons sind die Stücke, auf denen die Sängerin Nicole Vogt dem Material mit einer etwas fernen, wehmütigen Stimme eine Seele einhaucht. Diese Songs sind dem Plastikgegnidel heutiger Hitfabrikationen noch Lichtjahre voraus. Bedauerlicherweise wurde das Projekt um 2003 vorübergehend eingestellt. Damit MLO auf die Renaissance des Analogcomputers nicht länger warten muss, stellen wir dieses Data-Pop-Meisterwerk auf MetaPhone vor.
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Mona Lisa Overdrive „bestehen“ aus: Heinz Kessler, Nicole Vogt, Joachim Paul, Ben Bischoff und wechselnden Gastmusikern.