Mit seiner Street Fotografie steht Martin Vanselow in der Tradition von Helen Levitt, Lisette Model, Diane Arbus, André Kertész, Walker Evans und Vivian Maier
Es erfordert etwas Mut, Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung zu fotografieren. Es kann nicht schaden, Zeit und Geduld mitzubringen, um sich den geeigneten Augenblick hart erarbeiten. Über beides verfügt Martin Vanselow. Seine Straßenphotographie ist das Erzählen von Geschichten, die im öffentlichen Raum entstehen, auf Straßen, in Geschäften oder wenn er Passantengruppen oder Einzelne herausgreift, oftmals als Momentaufnahme, aber ebenso eine essayhafte Abfolge und Milieustudie.
Der Porträts von Martin Vanselow sind Kunstwerke der Zuwendung.
Das Fotografieren einzelner, flüchtiger Augenblicke, die spiegeln den Charakter der Umgebung, der Kultur, einer der Stadt wider. Das Festhalten einer besonderen Stimmung und Atmosphäre. Der Anlass zu diesem Photo war eine Modenschau im Mai 1992 auf der Domplatte in Neheim. Eine Firma für Brautmode hatte auf der Domplatte einen Laufsteg erreichtet, der viele Zuschauerinnen und Zuschauer anzog. Die Models, die sich über den Catwalk bewegten waren ausschließlich junge Damen aus Neheim-Hüsten und keine gebuchten Agenturmodels. Und das sieht man ihnen an, sehr zu ihrem und dem Vorteil für den Betrachter, denn die beiden Frauen haben offensichtlich viel Freude an ihrem Tun, was das Lächeln der Dame belegt, dass kilometerweit von dem Zahnpastalächeln entfernt ist, mit dem einem Konsumenten im Spätkapitalismus Waren verkauft werden.
Die Straßenfotografien von Martin Vanselow rangieren kompositorisch-stilistisch von dokumentarisch strengen Aufnahmen bis zu körnigen, bewusst verschwommenen oder gekippten Ansichten, gewagten Perspektiven und Spiegelungen. Seine Photos sind nicht nur faszinierende Bilder aus dem Alltag, es sind nebenher auch großartige Sozialstudien.
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Weiterführend → Walter Benjamins Kleine Geschichte der Photographie (1931) war einer der frühesten Versuche zum Verständnis der immer noch jungen Technik
→ Im Kino gewesen. Geweint. – Eine Betrachtung des Dokumentafilms über Vivian Maier.
→ Zum Thema ´Photographie` lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz sowie den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630.