Flanzendörfer

Quelle: flanzendörfer: unmöglich es leben. Berlin: Janus press, 1992, S. 101

Aus der Biografie (Quelle: Frank Lanzendörfer, Versensporn 16. Jena 2014):

Im Juni 1985 wird flanzendörfer von der Staatssicherheit „mit der Zielstellung der Prüfung der Voraussetzungen für eine inoffizielle Zusammenarbeit” kontaktiert; man gelangt zu dem Schluss, „dass er nicht über die notwendigen subjektiven Voraussetzungen“ verfügt; trotzdem weitere permanente Überwachung und „direkte Bearbeitung“ (Bedrohung, Haussuchung etc.). Anfang August 1985 Poetenseminar der FDJ in Schwerin, das er vorzeitig wieder verlässt. Am 10. November 1985 stellt flanzendörfer einen Ausreiseantrag, der abgelehnt wird. Im Winter 1985/86 zunächst intensive bildkünstlerische Arbeit; ab Februar 1986 wieder Hinwendung zur Literatur, zum Teil unter dem Einfluss von Musik und Drogen; Beiträge in inoffiziellen Zeitschriften wie u.s.w, schaden, Bizarre Städte oder Text-Grafik-Editionen wie Flugschutt und Die Mappe; Malaktionen, Performances, Super-8-Filme. Ab Ende 1987 zieht flanzendörfer sich immer öfter aus Berlin und in die totale Isolation zurück, vernichtet seine Arbeiten. 1988 mehrmaliges langes und radikales Fasten bis hin zu Halluzinationen. Am 5. August 1988 steigt er mithilfe einer selbstgebauten Konstruktion in einen Feuerwachtturm bei Marienwerder ein und springt in den Tod.

„Und nach seinem Tod lief Stasimann ‚Gröger‘ herum und erkundigte sich, z.B. bei Jansen, ob es in der Szene Gerüchte gäbe, Flanzendörfer habe sich wegen der Stasi umgebracht.“ (Peter Böthig in unmöglich es leben, S. 183)