Der letzte Stern

(John Hertz und Alice Behrend)

Mein silbernes Blicken rieselt durch die Leere,

Nie ahnte ich, daß das Leben hohl sei.

Auf meinem leichtesten Strahl

Gleite ich wie über Gewebe von Luft

Die Zeit rundauf, kugelab,

Unermüdlicher tanzte nie der Tanz.

Schlangenkühl schnellt der Atem der Winde,

Wie Säulen aus blassen Ringen sich auf

Und zerfallen wieder.

Was soll das klanglose Luftgelüste,

Dieses Schwanken unter mir,

Wenn ich über die Lende der Zeit mich drehe.

Eine sanfte Farbe ist mein Bewegen

Und doch küßte nie das frische Auftagen,

Nicht das jubelnde Blühen eines Morgen mich.

Es naht der siebente Tag –

Und noch ist das Ende nicht erschaffen.

Tropfen an Tropfen erlöschen

Und reiben sich wieder,

In den Tiefen taumeln die Wasser

Und drängen hin und stürzen erdenab.

Wilde, schimmernde Rauscharme

Schäumen auf und verlieren sich,

Und wie alles drängt und sich engt

Ins letzte Bewegen.

Kürzer atmet die Zeit

Im Schoß der Zeitlosen.

Hohle Lüfte schleichen

Und erreichen das Ende nicht

Und ein Punkt wird mein Tanz

In der Blindnis.

 

 

 

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Else Lasker-Schüler aka Prinz Yussuf (1912)

„Die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte“, sagte Gottfried Benn über Else Lasker-Schüler. Sie bewegte sich wie eine Märchenfigur durch Berlin und fiel mit ihrer exzentrischen Erscheinung auf.
Else Lasker-Schüler wurde geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld. Sie starb am 22.1.1945 in Jerusalem.

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KUNO würdigte die Poetin mit einem Rezensionsessay. Poesie zählt für die Kulturnotizen weiterhin zu den wichtigsten identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.