Kalendergedicht

 

 

Ich suchte den Kalender auf,

er lud mich ein, ein Fremder.

 

Wir tranken Wein, wir drehten auf,

ich Zahl und er Verschwender.

 

Wir strichen alle Daten aus,

ich Wahl und er ein Sender.

 

Er trug mich rein, ich warf ihn raus,

er Wut, ich Überwinder.

 

Er setzte mir ein Brillen auf,

ihm Säume anzuheften-

ich hetzte ihm mein Willen auf;

schaff Räume, für Geschäften!

 

Er brachte mir den Kreuzstich bei,

ich übte mit ihm Lügen,

er dachte und ich prüfte frei

mein Leichtgewicht, das Wiegen.

 

Im Überwiegen stellt er mir

ein Bein ins Fallen, eins zum Gehen.

Liegen wir beide, rät er mir

mich festzukrallen, um zu stehen

 

im Gleichgewicht. Du dünkelst mich!

Und findest

auf deinem Lot mit meinem Code

noch andere Verwender.

 

 

 

Angelika Janz

Weiterführend → 

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd