Wir stinken nach straße und angst und haß
nach witwenscherflein und bettelerlaß
nach taubendreck abgeas verfaultem laub
nach chemischem schaum und rohbaustaub
nach nacht und nach nebel der sich nicht hebt
nach allem das stirbt bevor es lebt
Wir stinken uns warm und wir stinken uns satt
wir stinken nach dieser verdammten stadt
Wir stinken nach döner und zwiebeln wie ihr
nach freibank dampfküche schalem bier
nach weihrauch erbarmen und gotteslohn
nach sagrotan und nach läusepension
nach abfall von allen kalten buffets
nach abfluß im wasser des Tegeler sees
Wir stinken uns warm und wir stinken uns satt
wir stinken nach dieser verdammten stadt
Wir stinken nach bullenschweiß streetworkerstreß
nach talkshowlügen und messekongreß
nach streichkonzerten und hauptstadtversprech
nach benzblech und investorenbestech
nach altlastvergiftetem untergrund
nach Tschernobyl Bosnien und nach hund
Wir stinken uns warm und wir stinken uns satt
wir stinken nach dieser verdammten stadt
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Zeitgefährten von HEL
Die Zeitgefährten sind zwischen 1977 – 2008 entstanden, es sind Gedichte für Einzelne, Kopf-, Brust- und Kniestücke, Porträts von Freunden, Kollegen, gereimte Rezensionen, Liebesgedichte, Minnesang und Totenreden, aus 33 Jahren und 7 Städten. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.