Eine Liebeserklärung an die „7-Inch Vinyl Record Single“.
Eine Erinnerung an eine Zeit, in der die Single für den Sammler normal war und der Kauf einer Langspielplatte nicht selbstverständlich. Auch das Medium Radio hatte eine ganz andere Bedeutung. 1967 wurde der britische Radio-DJ John Peel auf zwei junge Musiker aufmerksam und bot ihnen an, ihre Musik in seinen Sendungen bei Radio 1 einem größeren Publikum vorzustellen. Peels Begeisterung für die Gruppe führte schließlich zu mehreren solcher Gastspiele, und der Name Tyrannosaurus Rex wurde durch die BBC allmählich überregional bekannt.
Noch im gleichen Jahr wurden sie von dem aus Brooklyn stammenden Produzenten Tony Visconti im Kellerclub UFO in der Londoner Oxford Street entdeckt, der im Rahmen seiner Tätigkeit bei Essex Music beauftragt worden war, eine neue Gruppe für den Musikverlag zu engagieren. Wenige Tage danach nahm Regal Zonophone (Essex Music), Tyrannosaurus Rex unter Vertrag. Visconti begleitete sie bis zum Album Zinc Alloy (1974) und war maßgeblich an der Entwicklung ihres Gruppensounds beteiligt. Bald darauf erschien die Single Debora, die im Mai 1968 bis auf Platz 34 der Hitperade kam.
Kurz darauf begannen die Aufnahmesessions für eine neue Single. Auf King of the Rumbling Spires spielt Bolan erstmals auf einer Tyrannosaurus-Rex-Platte Elektrogitarre. Während der Aufnahmen entstanden noch eine Reihe anderer Songs, die aber erst viel später auf diversen Zusammenstellungen veröffentlicht wurden. Im Spätsommer 1969 unternahm die Gruppe ihre erste US-Tour, um sich auch auf dem dortigen Musikmarkt einen Namen zu machen. Aber das Publikum zeigte wenig Interesse an der Musik der beiden, und so wurde die Tournee schließlich zum Flop.
Bolan machte sich auf die Suche nach einem neuen Partner, und im makrobiotischen Restaurant Seeds machte ihn ein gemeinsamer Freund mit Mickey Finn bekannt, der dort gerade mit einer Auftragsarbeit in Form eines psychedelischen Wandgemäldes beschäftigt war. Er hatte auch Erfahrung als Musiker und Congas gespielt. Bei einem gemeinsamen Essen einigten sich die beiden auf die Zusammenarbeit, und Finn wurde im Oktober 1969 das neue Bandmitglied. Nach Bolans Aussage war Finn weder ein guter Perkussionist noch konnte er besonders gut singen, aber er sah gut aus und passte auch sonst gut zu Bolans Vorstellung vom zukünftigen Werdegang der Gruppe.
Tony Visconti hatte sich seit langem angewöhnt, auf Produktionspapieren den langen Bandnamen der Einfachheit halber in „T. Rex“ abzukürzen, was Bolan bislang ärgerte. Er suchte aber nach Veränderungen, was auf den letzten Platten schon musikalisch durch die Verwendung der Elektrogitarre und in einfacheren Liedtexten zum Ausdruck kam. Die im Oktober 1970 nun als T. Rex veröffentlichte Single Ride a White Swan wurde von Radiosendern zunächst wenig gespielt. Aber die Plattenläden verzeichneten eine beständig steigende Nachfrage, und so kletterte der mit einem markanten Gitarrenriff gespielte und mit Streichern untermalte Song langsam in die britische Single-Hitparade und erreichte nach 13 Wochen im Januar 1971 schließlich seine Höchstnotierung auf Platz 2.
Im Februar 1971 veröffentlicht, belegte Hot Love sechs Wochen lang die Spitzenposition der britische Single-Hitparade. Für einen Auftritt in „Top oft he Pops“ klebte Chelita Secunda, Bolan einige glitzernde Sternchen unter die Augen. Dieser Auftritt steht nach weit verbreiteter Ansicht für die Geburtsstunde des Glamrock der in Form einer Jugendbewegung, sowie künstlerisch und kommerziell in den nächsten Jahren die populäre Rock- und Popmusik in Europa dominierte. Ähnlich der „Beatlemania“ in den 1960er Jahren, sprach man in Großbritannien aufgrund des großen Medienrummels, den Bolan und seine Band auslösten, von „T.Rextasy“. Spätestens ab diesem Zeitpunkt drehte sich dort die gesamte Medienaufmerksamkeit allein um Bolan.
Auch die Nachfolgesingle Get It On erreichte Platz 1 und wurde, etwas später in den USA in Bang a Gong (Get It On) umbenannt, um Verwechslungen mit einem anderen gleichnamigen Song der Gruppe Chase zu vermeiden, zum Top-Ten-Hit.
Das erste in der Besetzung einer klassischen Rockband mit Elektrogitarre, Bass und Schlagzeug eingespielte und im September 1971 veröffentlichte die Band mit Jeepster einen weiteren Top Hit. Neben Mickey Finns Conga-Spiel, das vor allem auch bei Mambo Sun prominent zu hören ist, und Tony Viscontis Streicher-Arrangements, wie z. B. bei Cosmic Dancer, wurden einige Songs zudem mit Saxophon (Rip Off), Piano (Get It On) oder Flügelhorn (Girl) angereichert.
Im November 1971 brachte Fly Records gegen Bolans Willen die Single Jeepster auf den Markt. Bolan wechselte zur britischen EMI, die ihm das eigene Label „T. Rex Wax Co.“ zur Verfügung stellte, und er erhielt zudem die weitgehende Kontrolle über künftige Veröffentlichungen. Die beiden nächsten Top-Singles Telegram Sam und Metal Guru. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs wurden T. Rex bisweilen schon als die Nachfolger der Bealtles angesehen. Bolan und Finn waren Spielfiguren einer essenzialistischen Geschlechter-Disposition zu einer Zeit in der die Fluidität der Geschlechter erkundet und unter Glamrock vermarktet wurde.
Wer diese Zeit erkunden möchte, kann einer der vielen (meist schlecht zusammengestellten) Best-of Sammlungen hören oder ein gute gemachte Re:master von Electric Warrior. Das Album gilt bis heute zu Recht als Klassiker. Die Gruppe hatte sich zu einem Quartett erweitert und nutzte die Instrumentierung einer klassischen Rockband: Gesang, Gitarre, Bass und Schlagwerk. Das Album enthält mit den beiden Single-Auskopplungen Get It On und Jeepster sowie den groovigen Mambo Sun und eine Reihe tanzbarer Songs, jedoch auch einige Balladen wie Cosmic Dancer, Life’s a Gas oder das auf akustischer Gitarre und Flügelhorn begleitete Girl. Was ich an diesem Re:Master schätze ist die Hinzunahme der ersten 7‘ *, plus der Rückseiten. Da hat offensichtlich jemand mitgedacht!
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Electric Warrior, T. Rex 1971
Weiterführend → Wäre Marc Bolan nicht Engländer, man könnte ihn als Krautrocker bezeichnen. Der Begriff `Krautrock´ geht auf das Wort „Sauerkraut“ sowie die Bezeichnung „Krauts“ für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurück. Der Ursprung des Wortes Krautrock geht auf eine Werbeanzeige der deutschen Firma Popo Music Management zurück, die in der US-amerikanischen Zeitschrift Billboard das Wort 1971 erstmals benutzte, um für Platten von Bacillus Records zu werben. Dieser Begriff wurde von der britischen Presse aufgegriffen und häufig benutzt. Peinlich wird Krautrock immer dann, wenn Deutsch Bands versuchen englische Texte zu verzapfen. Daher ein Hinweis auf die Deutschen Texte von Ton, Steine, Scherben. Sowie auf Ran! Ran! Ran! – THE BEST OF FAMILY*5 / VOL. I, zusammengestellt von Xao Seffcheque. Inzwischen ist das alte Thema Compact Cassette wieder aufploppt. Laut eines Berichts im Deutschlandfunk sind Tapes „Hipper als Vinyl“, wir spulen zurück in die Zukunft des Cassettenlabels. Danach ertastet KUNO den Puls des Motorik-Beats. Und machen eine Liebeserklärung an die „7-Inch Vinyl Record Single“. Krautrock ohne angloamerikanisches Vorbild – lässt es auch die Kraaniche fliegen? Auf Embryo’s Reise entdeckten die Musiker zwar nicht Amerika, sondern die Weltmusik. Ist das noch Krautrock? – Eher Labskaus vom feinsten! Last but least: Krautrock @ its best!
Inzwischen gibt es: Pop mit Pensionsanspruch, sowie eine Rock and Roll Hall of Fame. Daher der Schlussakkord: Die Erde ist keine Scheibe