Lyrik-Manifest

 

Was ist ein Gedicht? Alles und Nichts. Eine Annäherung an die uns bekannte Welt auf einem einzigen weißen Blatt Papier.

Esse est percipi. Sein ist wahrgenommen werden. Wo existiert Lyrik?

In Schubladen. In Gedichtbänden, deren Publizierung mangels Erreichen von Öffentlichkeit nur formal als solche bezeichnet werden kann. In Buchhandlungen ist sie rar, gut versteckt, wenn überhaupt vorhanden. Die Moderne auf einem Regalbrett zusammengefasst. Das Wechselspiel von Markt, Angebot und Nachfrage fällt unter den bestehenden Bedingungen zu Ungunsten der Schreibenden aus.

Es gilt, neue Möglichkeiten und Wege zu finden. Erweiterungen, nicht abseits, sondern parallel zu den gewohnten Methoden. Es gibt viele Orte, an denen Lyrik gepflegt wird, der Zugang zu ihnen muss erleichtert werden.

Die Orte müssen sich bewegen.

Die meisten Gedichte haben eine große Chance. Sie sind kurz. Sie passen damit grundsätzlich gut in unsere Zeit. Sie passen auf Plätze, die sie sich erobern können. Sie können die neuen elektronischen Medien, T-Shirts, Bilder, Plakate, Einkaufstaschen oder sonstige Gegenstände des Alltags besetzen. Sie können sich festsetzen. Dort, wo sie nicht vermutet werden. Als Stützpunkte für Autor und Leser.

 

 

 

Das Recht für dieses Photo liegt bei: Klaus Ebner

Weiterführend

Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott KUNO dieses  post-dadaistische Manifest. Eine Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel Kutsch im Kreise von Autoren aus Metropole und Hinterland finden Sie hier. Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.