Zutage scheint die Sonne heller,
Des Nachts scheint nichts, denn es ist schwarz.
Die Zeit geht ebenfalls viel schneller,
Die Sonne liebt selbst Uhrwerkquarz.
Komm nicht mit Mond, du olle Luna,
Du hängst da zwar als Lampion,
Doch heute ist die Welt mal Bluna,
Bist eh ein schlechter Erdenklon,
Ein Lichtdieb und ein Schattenschieber.
Reg dich nicht auf, die Welt ist schlecht,
Die Hölle wär so manchem lieber:
Das Dasein ist so ungerecht.
Ich zieh ihn weg, den alten Vorhang,
Damit das Licht ins Auge sticht.
Es ist der täglich gleiche Vorgang,
Bei Nebel klappt das leider nicht,
Es stört im Ablauf auch der Regen,
Die Wolkendecke tut’s erst recht.
Man sollte sich schnell niederlegen.
Das Dasein ist so ungerecht.
Zutage scheint die Sonne heller,
Durchs Nachtschwarz irrt ein kleiner Stern.
Das Käsebrot auf meinem Teller
Hat immer auch die Fliege gern.
Warum nur wird es wieder morgen,
Und ich muss wieder ins Gefecht,
Muss wieder was für wen besorgen:
Das Dasein ist so ungerecht!
* * *
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