Für T. C.
Die Wohnung eine Zelle.
Paar Quadratmeter.
Studentenappartements seien das,
sagte er lächelnd und zuckte die Schultern.
Und da darfst du trotzdem wohnen bleiben,
obwohl du kein Student mehr bist?
Naja, sagte er und lächelte.
Hier stand mal ein Bett,
sagte er und deutet auf ein Bücherregal.
Hab ich rausgeschmissen.
Brauch ich nicht.
Ihm reicht die Matratze,
die ganz hinten liegt
zwischen all den anderen Bücherregalen.
Am Fenster ein Schreibtisch
voller Bücher und Papiere.
In der winzigen Kochnische
kann man kaum kochen, weil vor dem
Herd kaum Platz zum Stehen ist.
Er räumt den Schreibtischstuhl
von Hegel und Marcuse frei und sagt,
setz dich, was willst du trinken?
Rotwein? Na klar, bedien dich.
Die Bücherregale kommen auf mich zu.
Er verschwindet hinter ihnen.
Na los, komm rein!
Ich stütze mich rechts und links an den
Bücherregalen ab
und krieche zu ihm auf die Matratze.
Die Bücherregale vor uns
wie böse Riesen.
Hast du nicht Angst, daß dir mal die
Bücherregale auf den Kopf fallen?
Ist schon mal passiert, sagt er und lacht.
Bumm, und dann war ich unter Büchern begraben.
Und dann?
Naja, sagt er.
Dann hab ichs halt wieder aufgestellt.
Dies ist kein Nachruf.
Noch nicht.
Weiterführend →
Kaum jemand hat die Lückenhaftigkeit des Underground so konzequent erzählt wie Ní Gudix und ihre Kritik an der literarischen Alternative ist berechtigt. Ein Porträt von Ní Gudix findet sich hier (und als Leseprobe ihren Hausaffentango)