Entlassen! papiere und abgestellt
vom werk um den kündigungsschutz geprellt
arbeitslos bist du ein dreck
Nimmst neue stelle nicht? sperre kein geld
Zwei stunden fahren? ist nicht die welt
So schicken sie dich wieder weg
Geschoben von einem zum andern betrieb
Kannst du nicht umschulen? jahre! ein hieb
zum alteisen bleibst du nicht dran
Oder zieh um sonst fällst du durchs sieb
Ich weiß nicht wo meine selbstachtung blieb
bin gestraft daß ich arbeiten kann
Wohnung im mietkauf im dreizehnten jahr
bist du im rückstand? stotterst in bar?
das werden wir ja sehn
Sozialamt? aber es ist ja nicht wahr
Die warten auf dich? zu viele die da
schon lange schlange stehn
Soziales netz? wird jetz abgebaut
Pflicht getan? nun schreit nicht so laut
ihr seid dabei nicht gefragt
Moment mal den damm der das wasser staut –
habt ihr ihn gebaut die ihr notstand braut?
wer schreibt der bleibt wie gesagt
Man zieht sich zurück und das schermesser kreist
dieweil man das gürtelverengern preist
und die bonzigkeit wird noch mal feist
Kollege merkst du nix? es heißt
daß teufel dicksten haufen scheißt
so lang nicht die börse verwaist
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Rohlieder I – X von HEL
HEL ist bekannt als Herausgeber neuer Talente im „literarischen Underground“ und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.
Weiterführend →
Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Zur Lyrik von HEL findet sich hier ein Rezensionsessay von Holger Benkel. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.