Vorbemerkung der Redaktion: Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt, in diesem Jahr kümmert sich KUNO um die unterschiedlichen Ausprägungen.
Anfänge im Frühmittelalter
Lyrische Texte in griechischer und lateinischer Sprache kennt man bereits aus der Antike. Das Lateinische war lange die Schriftsprache der Gebildeten, schriftliche Dokumente in den europäischen Volkssprachen werden in größerem Stil erst ab dem späten 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung verfasst, so auch im deutschsprachigen Raum. Aus dieser Zeit sind vor allem Texte überliefert, die in kultischen oder religiösen Zusammenhängen entstanden sind, die sogenannten Zaubersprüche. Zu den ältesten überlieferten deutschsprachigen Gedichten (und literarischen Überlieferungen überhaupt) zählen die Merseburger Zaubersprüche und der Lorscher Bienensegen aus dem frühen 9. Jahrhundert n. Chr. Diese Texte, die als Beschwörungsformeln, Heil- und Segenssprüche gelesen werden, sind in althochdeutscher Sprache verfasst. Typisch für diese frühe Lyrik ist die Verwendung von germanischen Stabreimen und Endreimen.
Ein weiteres wichtiges Beispiel früher althochdeutscher Lyrik ist das Wessobrunner Gebet, ein zweiteiliger Text, in dem auf einen in Stabreimen verfassten germanischen Schöpfungsbericht ein in Prosa geschriebenes christliches Gebet folgt. Den Übergang von der Stabreimdichtung aus der germanischen Tradition zur Endreimdichtung, wie man sie heute noch kennt, markiert unter anderem das Muspilli, ein bairisches Gedicht, das den Weltuntergang zum Thema hat.
Hochmittelalter
Ab dem 12. Jahrhundert bildeten sich drei Grundformen der Lyrik des Mittelalters heraus: der Minnesang, die Sangspruchdichtung und der Leich. Während im Minnesang zentral die Beziehung des dichtenden Ichs mit einer meist (geografisch oder sozial) unerreichbaren Frau ist, befasst sich die Sangspruchdichtung mit Fragen weltlicher und geistlicher Ethik, häufig mit einem lehrhaften Ton. Sowohl im Minnesang als auch in der Sangspruchdichtung findet man Beispiele eher kurzer Gedichte. Der Leich dagegen ist eine spezifisch mittelalterliche lyrische Großform vor allem des 13. Jahrhunderts, die mehrere Hundert Verse umfassen konnte. Bei der Ausbildung der Lyrik im Hochmittelalter wirken auch Impulse aus der mittellateinischen Vagantendichtung und Marienlyrik, der Rezeption der romanischen Trobadordichtung und der arabischen Lyrik mit.
Frühe Vertreter des Minnesangs waren Dietmar von Aist und ein Dichter, der in der mittelalterlichen Manessischen Liederhandschrift als Der von Kürenberg geführt ist. Von diesen frühen Anfängen im 12. Jahrhundert entwickelt sich die Liebeslyrik weiter bis zur Hohen Minne, zu deren Vertretern unter anderem ein Dichter unter dem Namen Kaiser Heinrich und Reinmar der Alte zählen. Am besten überliefert unter den mittelalterlichen Dichtern ist sicher Walther von der Vogelweide, der sich im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert bereits kritisch mit der Minnesangtradition auseinandersetzt und sie variiert. Hartmann von Aue führte in die Liebeslyrik noch das Kreuzzugmotiv ein. Einen Versuch, das sich wiederholende Schema des Minnesangs zu durchbrechen, findet man im späten 13. bis frühen 14. Jahrhundert bei Heinrich von Meißen (genannt ‚Frauenlob‘). Heinrich versucht, die Liebeslyrik mit naturphilosophischen Konzepten zu verbinden.
Walther von der Vogelweide ist auch als Sangspruch- und Leichdichter bedeutend und gilt in vielen Literaturgeschichten als der erste politische Lyriker, da er in seiner Dichtung auch auf tagespolitische Ereignisse Bezug nimmt. Neben Walther sind als wichtige Sangspruch- und Leichdichter noch Rumelant und der schon erwähnte Frauenlob zu nennen, der unter anderem mit seinem Marienleich einen wesentlichen Beitrag zur mittelalterlichen Marienlyrik geleistet hat.
Humanismus und Reformation
In Deutschland treten neben den Verfassern (anfangs noch lateinischer) humanistischer Lyrik Dichter muttersprachlicher Lieddichtung hervor. Dazu zählen einerseits protestantische Kirchenlieder wie von Martin Luther, andererseits säkulare Dichtung, vor allem der Meistersang. Beim Meistersang handelt es sich um Lyrik hauptsächlich vom mittelständischen Handwerk, dessen Inhalte von weltlichen Schwänken bis zur weltlichen Belehrung und religiöser Erbauung reichten. Heute bekanntester Vertreter der ständisch-bürgerlichen Meistersinger ist Hans Sachs, der dem jungen Goethe als Vorbild diente und in Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg verewigt wurde.
Beim weltlichen Lied reichte die Bandbreite der Formen im 16. Jahrhundert von Dichtung für fürstliche Höfe und das Bürgertum bis hin zu Brauchtumsliedern, erotischen Schwänken und Handwerker- und Landsknechtliedern. Form, Themen und Motive knüpften hier häufig an spätmittelalterlichte Traditionen an. Ein Beispiel einer Sammlung von älteren Überlieferungen, kunstvollen Stücken und Volksliedgut ist die Kollektion Frischer Teutscher Liedlein (1539–1556) von dem Komponisten Georg Forster am Heidelberger Hof. Ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts machten sich auch Einflusse aus Italien bemerkbar.
Barock
Durch Luther, den zunehmenden Einfluss der italienischen und französischen Dichtung und den erneuten Rückgriff auf die lateinische Lyrik (Horaz) begann in der deutschen Barockzeit eine neue Tradition vielfältiger und formstrenger Gesellschaftslyrik. Mit seinem Buch von der Deutschen Poeterey schuf Martin Opitz 1624 ein Standardwerk über die Formen deutscher Lyrik, das als Plädoyer für wohlstrukturierte und formal strenge Lyrik entscheidenden Einfluss auf seine Zeit und die nachfolgenden Epochen hatte.
In der Barockzeit bestand die Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Lyrik weiter fort. Die Gedichte von Andreas Gryphius zeigen besonders anschaulich die zentralen Motive der weltlichen barocken Dichtung, das Vanitas-Motiv und damit verbunden das Motiv der Todessehnsucht, aber auch das hedonistische Carpe diem. Ein Exponent der weltlichen Dichtung ist neben Gryphius besonders Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, der als Hauptvertreter der Galanten Poesie gilt.
Für das protestantische Kirchenlied waren Johannes Heermann und Paul Gerhard die wichtigsten Vertreter, beide waren einer Tradition der Andacht und Erbauung verpflichtet. Gerhard ist auch heute unter anderem mit dem aus einem lateinischen Hymnus umgesetzten Lied O Haupt voll Blut und Wunden sowie durch seine volkstümlichen Lieder Befiehl du deine Wege oder Geh aus mein Herz und suche Freud bekannt. Auf katholischer Seite ist als wichtiger Vertreter des Kirchenlieds Friedrich Spee zu nennen.
Neben Spee und den protestantischen Lieddichtern darf noch eine weitere Tradition nicht vergessen werden, die der Mystik. Die (katholischen) Dichter dieser Richtung verbinden kunstvolle Formen mit religiöser Thematik. Ziel der Dichtung ist hier nicht religiöse Andacht und Predigt an den Leser, sondern Ausdruck religiöser Begeisterung mit kunstvollen Mitteln und neuplatonisch geprägte Naturspekulation. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Literaturrichtung zählen unter anderem Jacob Böhme und Angelus Silesius. Weiterentwicklungen der Barockmystik findet man bei der österreichischen Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg, die mit eigenwilligen Wortschöpfungen wie Müh-Ergötzungs-Zeit ihre göttliche Inspiration darzustellen versuchte, und bei Quirinus Kuhlmann, ein religiöser Fanatiker, der in seiner Dichtung unter anderem mit Paradoxien und Hyperbeln die Formgesetze der Lyrik ganz zu sprengen sucht.
18. Jahrhundert
Mit dem Aufkommen des Pietismus erhielt die geistliche Lyrik zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine individuellere Prägung. Besonders die Lieder von Gerhard Tersteegen sind Ausdruck dieser Entwicklung. Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius gelten mit ihrer Naturlyrik als Vorbereiter des Sturm und Drangs. Im Sturm und Drang wurden die sozialrevolutionären Impulse der Aufklärung aufgenommen, dem Gemeinschafts- und Vernunftgedanken aber zugleich der Primat des subjektiven Gefühls gegenübergestellt. Heute noch bekanntester Vertreter dieser Epoche war der junge Johann Wolfgang von Goethe, dessen Gedichte Prometheus und Ganymed als programmatisch gelten, ferner die frühen Werke von Friedrich von Schiller.
Weimarer Klassik
In den 1780er Jahren vollzog sich der Übergang vom Sturm und Drang zur Klassik, deren Lyrik sich durch strengere formale Regeln und eine stärkere Orientierung an gesellschaftlichen Idealen auszeichnet. Wie dem zeitgleichen Klassizismus in der bildenden Kunst, diente der Weimarer Klassik besonders die Griechische Klassik inhaltlich und formal als Bezugswelt. Johann Wolfgang von Goethes Gedichtzyklus West-östlicher Diwan und Friedrich Schillers Balladen Die Götter Griechenlands, Die Bürgschaft und Das Lied von der Glocke zählen zu den Höhepunkten klassischer deutschsprachiger Lyrik. Ein weiterer bedeutender Klassiker ist Friedrich Hölderlin.
Romantik
Unter den Philologen der Romantik ist besonders August Wilhelm von Schlegel hervorzuheben, der sich intensiv mit Lyrik befasste. Die frühromantische Lyrik ist vor allem von Novalis geprägt, dessen Gedichtzyklus Hymnen an die Nacht zu den Hauptwerken der Epoche zählt. Sein Romanfragment Heinrich von Ofterdingen enthält eine besondere Vielfalt verschiedenartiger Gedichte, die von volksliedhaften Dichtungen bis zu hochkomplexer philosophischer und mystischer Lyrik reicht, darunter auch das für die Romantik programmatische Gedicht Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren. Der Roman ist ein prominentes Beispiel für die in der Romantik geforderte Vermischung der literarischen Gattungen. Die Romantik forderte auch ein Rückkehr zu religiösen Themen, was sich etwa in Novalis‘ Geistlichen Liedern niederschlägt.
Bedeutende Dichter der Hoch- und Spätromantik sind Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Ludwig Uhland und Theodor Körner. Die romantische Lyrik zeichnet sich durch eine metaphorische Naturlyrik aus, die häufig auf die Verwischung von Innen- und Außenwelt des Menschen abzielt. Zahlreiche Gedichte dieser Zeit haben einen melancholischen Grundton und verbinden Motive wie Wanderschaft, Heimweh, Sehnsucht (oft Todessehnsucht) und Weltschmerz. Der Weltschmerz findet sich als prägendes Motiv besonders bei Nikolaus Lenau (Schilflieder), Wilhelm Müller (Winterreise), sowie in Georg Philipp Schmidt von Lübecks Gedicht Des Fremdlings Abendlied. Immer wieder wird auch die schöpferische Kraft der Phantasie beschworen, beispielsweise in Eichendorffs Wünschelrute. In der Romantik wurde die von Goethe und Schiller initiierte Tradition der Ballade weitergeführt, etwa von Brentano (Lore Lay) und Uhland (Des Sängers Fluch). Auch die bei Goethe und Johann Gottfried Herder einsetzende Begeisterung für volkstümliches Liedgut setzte sich in der Romantik fort. Dies äußerte sich zum einen in Volksliedersammlungen, wie etwa Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von Arnim. Zum anderen versuchten Dichter wie Joseph von Eichendorff den volksliedhaften Stil mit dem der „hohen“ Lyrik zu verbinden. Andere, wie Ernst Anschütz, imitierten den Stil der Volkslieder.
Eine untergeordnete Rolle spielte die politische Lyrik. Die Besetzung Deutschlands durch Napoleon während der Koalitionskriege führte aber zu einer engagierten deutschnationalen Lyrik, besonders bei Theodor Körner und Ernst Moritz Arndt.
Biedermeier
Die Lyrik des Biedermeier, der zum Teil als Strömung der Spätromantik gedeutet wird, ist von idyllischer Naturlyrik und von Dinggedichten geprägt. Die Hinwendung zum Kleinräumigen und Privaten ist ein weiteres Merkmal der Lyrik dieser Epoche. Wichtige Vertreter sind Eduard Mörike (Er ist’s), August von Platen, Friedrich Rückert, Nikolaus Lenau und – zugleich als Wegbereiterin des Realismus – Annette von Droste-Hülshoff.
Vormärz und Realismus
Der deutsche Vormärz war geprägt von zunehmenden sozial- und systemkritischen Tönen und dem Engagement für eine einheitliche deutsche Nation. Ein herausragender sozialkritisch-politischer Lyriker dieser Zeit war Heinrich Heine, der u. a. das wirkmächtige Gedicht Die schlesischen Weber und den Zyklus Deutschland. Ein Wintermärchen schrieb. Daneben schuf Heine auch Liebeslyrik im Stil der Romantik. Weitere wichtige Dichter waren Georg Herwegh, Verfasser u. a. des Bundeslieds, Georg Weerth, Ferdinand Freiligrath und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
Der poetische Realismus strebte eine durch Kunst veredelte Darstellung der Wirklichkeit an. Vertreter dieser Epoche waren die Lyriker Franz Grillparzer, Theodor Storm, Conrad Ferdinand Meyer und Gottfried Keller.
Moderne
Versuche, den Begriff Moderne für den Bereich der Dichtung auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen – etwa Dissidenz der Autoren zur Tradition (in Hinblick etwa auf die Art des poetischen Sprechens und das dichterische Selbstverständnis), erweiterte Motivik, technische Innovation, Wertepluralismus und Internationalismus – bleiben stets vorläufig und treffen nicht in jedem Fall auf gleiche Weise zu. Auch hinsichtlich der Markierung bzw. Festlegung des Beginns der Moderne in der deutschen Lyrik existieren verschiedene, teils konkurrierende Konzepte. Außer Frage steht, dass sich die entsprechende Entwicklung nicht nur im eigenen Sprachraum, sondern auch unter dem Einfluss fremdsprachlicher Dichtungen vollzogen hat; wichtige Impulse gaben u. a. die Übersetzung Walt Whitmans durch Ferdinand Freiligrath, Übertragungen von Dante und Shakespeare und später verschiedene Versuche, Charles Baudelaire und Paul Verlaine ins Deutsche zu bringen.
Ein möglicher und vielgenannter Einsatzpunkt der Moderne in der deutschsprachigen Dichtung ist der 1902 erschienene Chandos-Brief Hugo von Hofmannsthals, der darin erstmals ein grundsätzliches Misstrauen an der Vermittlungsfähigkeit der Sprache formuliert. Die Frage nach dem Verhältnis von Sprache, Wahrnehmung und Welt begleitet die Lyrik von nun an verstärkt und schlägt sich in poetologischen Texten nieder. Neben dem Versuch, Moderne über Veränderungen in der Schreibhaltung ihrer Autoren zu datieren, ist auch eine Bestimmung anhand formaler und thematischer Veränderungen der Texte möglich: So verzichteten die Dichter des Friedrichshagener Dichterkreises (etwa Richard Dehmel) bereits vor der Jahrhundertwende auf liedhafte Mittel wie Refrain und Reim, versuchte die Gruppe um Arno Holz, durch eine Abkehr von gängigen Formen gesellschaftliche Milieus naturalistisch oder impressionistisch wiederzugeben – diese Ansätze wurden mit der Fokussierung auf Metrik und Klang in der Lyrik des Symbolismus (zu der mit Theodor Däubler auch ein wichtiger Anreger der Expressionisten gehörte) allerdings teilweise wieder zurückgenommen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang außerdem Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und die ästhetizistischen Dichter um Stefan George, die sich um sprachliche und gedankliche Verfeinerung des Gedichtes bemühten. Sie initiierten u. a. die Reflexion über Texte in einer Metaphorik von Textur und Gewebe, die den Diskurs des gesamten 20. Jahrhunderts durchzieht. Zeitgleich bringen Dichter wie Christian Morgenstern und Eugen Roth mit absurdem Sprachwitz Lyrik und Varieté zusammen. Lyriker der Neuromantik wie Hermann Hesse oder Ricarda Huch wenden sich magischen und mythologischen Themenkreisen zu.
Zeitraum Erster Weltkrieg
Als eine Avantgardebewegung der Moderne greift der Expressionismus neue Erfahrungen und Motive auf: Erster Weltkrieg, Großstadtleben, Ekstase, Industrialisierung und Erneuerung des Menschen. Den Zusammenhalt der mit dieser Bewegung verbundenen Lyriker stiften in erster Linie gemeinsame Publikationsorgane wie die Zeitschrift Die Aktion von Franz Pfemfert, die Anthologie Menschheitsdämmerung von Kurt Pinthus u. a., weniger einheitliche Anliegen. Jakob van Hoddis und Alfred Lichtenstein wirken über ihren Simultanstil, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler akzentuieren symbolistische Strategien. Gottfried Benn entwickelt neue Formen lyrischer Inszenierung, Johannes R. Becher und August Stramm experimentieren mit Realismuskonzepten.
1920er Jahre
Parallel zu den europäischen Avantgarden wie Suprematismus, Akmeismus und Futurismus, die in Deutschland nur randständig rezipiert werden (etwa der italienische Futurismus durch Alfred Döblin), entstehen im deutschsprachigen Raum verschiedene literarische und literaturüberschreitende Bewegungen, die heute unter dem Begriff Dadaismus zusammengefasst werden (Cabaret Voltaire in Zürich, Merz in Hannover u. a.). Deren Protagonisten Hans Arp, Hugo Ball, Richard Huelsenbeck, Raoul Hausmann, Kurt Schwitters, Tristan Tzara u. a. zielen mit ihren Texte und Aktionen vor allem auf eine Befreiung der Sprache, von der Syntax bis hin zum einzelnen Laut. Gemeinsam haben diese Bewegungen, dass sie das sprachliche Zeichen in seinem Eigenwert erkennen und phonetische, morphologische sowie graphematische Aspekte der Sprache in Hinblick auf deren Wirkung auf die Semantik erforschen und – wie Kurt Schwitters – eine Musikalisierung der Sprache betreiben. Ein besonderer Fokus richtet sich auf die Typographie; es entsteht die Collage als künstlerisches Ausdrucksmittel. Die Lyrik der Neuen Sachlichkeit grenzt sich von Expressionismus und Ästhetizismus durch betonte Nüchternheit ab und betont den Gebrauchswert der Verse, die unterhaltsam und verständlich sein sollen; wichtige Vertreter dieser Richtung sind so unterschiedliche Dichter wie Bertolt Brecht, Mascha Kaléko, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz und Kurt Tucholsky. Rundfunk, Journale und Kabarett werden zu wichtigen Plattformen für Gedichte; eine starke Politisierung findet statt. Eine andere Entwicklung nimmt die deutschsprachige Lyrik außerhalb Deutschlands in der Bukowina: Hier verschmelzen Ansätze des österreichisch-ungarischen Symbolismus mit Verfahren des Surrealismus und solchen, die an den Expressionismus erinnern; vor allem Rose Ausländer und Paul Celan machen diese Literatur später in Deutschland bekannt.
Lyrik im Nationalsozialismus
Mit der Zerschlagung der parlamentarischen Demokratie und dem Verbot so genannter „entarteter Kunst“ durch die Nationalsozialisten wird ab 1933 die Entfaltung und Publikation der avantgardistischen Strömungen moderner Lyrik im Deutschen Reich unterbrochen, in Österreich mit dem Anschluss der Republik ans Deutsche Reich ab 1938. Während sich Gottfried Benn und andere anfangs offen zum NS-Regime bekennen, das eine Dichtung der „Blut-und-Boden-Ideologie“ befördert, fliehen zahlreiche Lyriker (u. a. Hilde Domin, Else Lasker-Schüler, Nelly Sachs) vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ins Exil und engagieren sich zum Teil auch mit ihrer Lyrik gegen den Faschismus (u. a. Bertolt Brecht, Erich Arendt, Stephan Hermlin). Wer in Deutschland bleibt, ist auf den Rückgriff auf den klassisch-romantischen Kanon und insbesondere liedhafte Lyrik verwiesen. Nur selten entstehen unter diesen Bedingungen Texte, die über die NS-Zeit hinaus Bestand haben, wie einzelne Gedichte des Faschisten Josef Weinheber oder Jochen Kleppers „Die Nacht ist vorgedrungen“. Lyrikern wie Wilhelm Lehmann, Oskar Loerke und Gertrud Kolmar gelingt es durch den Rückzug ins Private und unpolitische Sujets, Bestandteile des modernen Formenkanons in ihrer Lyrik zu erhalten. Die Lyrik dieser Jahre kann nicht ohne Verbindung zur gesellschaftlichen Situation verstanden werden; selbst Gedichte in der klassischen und neuromantischen Tradition haben eine politische Dimension, insofern sie sich den Zumutungen ihrer Zeit nicht stellen bzw. sie ignorieren. Der Begriff der inneren Emigration, der u. a. auch in Bezug auf diese Dichtung Verwendung findet, ist allerdings nicht in jedem Fall gleichermaßen zutreffend; Georg Maurer, Günter Eich und Johannes Bobrowski beginnen unter diesen Bedingungen mit dem Schreiben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs ist ein nahtloses Anknüpfen an die in der Weimarer Republik abgebrochenen literarischen Traditionslinien für die meisten Autoren undenkbar. Mittels Sprachverknappung und Fokus auf die Nachkriegsrealität will die sog. Kahlschlagliteratur neue Wege aufzeigen (u. a. Günter Eich und Wolfgang Weyrauch). In der Rezeption spielt die Gruppe 47 (mit u. a. Ingeborg Bachmann, Günter Grass) eine wichtige Rolle. Die internationalen Bewegungen des Surrealismus und Dadaismus sowie der russische Akmeismus werden (teils verspätet) aufgenommen, Friedrich Hölderlins späte Lyrik wird in ihrer Bedeutung erkannt.
In der DDR versuchen zahlreiche Lyriker von staatlicher Überwachung und Zensur unabhängig zu bleiben. Die Lyrik ist einerseits von staatlich gestützten Dichtern wie Johannes R. Becher und Louis Fürnberg geprägt, die sich für eine thematisch-politische Neuausrichtung der Literatur im Anschluss an die deutsche Klassik und den bürgerlichen Realismus einsetzen, andererseits beziehen sich Dichter wie Peter Hacks oder der junge Heiner Müller, deren Werk ebenfalls auf politische Veränderung zielt, eher auf Bertolt Brecht, der, wie auf andere Weise auch Erich Arendt, Johannes Bobrowski und Peter Huchel, in seiner Dichtung an die internationale Moderne anknüpft.
Angeregt durch Sprechakttheorie, Sprachphilosophie und Linguistik der 1950er und 60er Jahre entsteht durch akustisches und visuelles Neuarrangement des Sprachmaterials die Konkrete Poesie (u. a. Eugen Gomringer, Helmut Heißenbüttel, Ernst Jandl, Franz Mon, tlw. Carlfriedrich Claus). Wichtige Einflüsse sind hier der späte Ludwig Wittgenstein und die Kybernetik John von Neumanns. In Österreich bildet sich um 1954 die Wiener Gruppe um Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener, mit einem besonderen Fokus auf die Übernahme von Verfahren und Prinzipien der zeitgenössischen Musik, z. B. Serialität. Mit H.C. Artmann findet die Mundartdichtung Anschluss an die Moderne.
Zeitraum ab ca. 1960
Vor dem Hintergrund von Vietnamkrieg und Studentenprotesten entstehen in der Bundesrepublik gesellschaftskritische Gedichte. Schreiben wird teils als gesellschaftlicher Prozess verstanden, die Öffentlichkeit soll für die Lyrik wiedergewonnen werden (Erich Fried, Peter Rühmkorf). Versuche, wieder zu einer poetischen Sprache zu finden, ohne den gesellschaftlichen Bezug aufzugeben, indem künstlerisch das Gewicht auf ihren materialen Aspekt gelegt wird, verbinden sich vor allem mit dem Werk von Paul Celan.
Weil zahlreiche Strömungen der Moderne durch die offizielle Kulturpolitik als „formalistisch“ abgelehnt werden, bleiben den Schriftstellern in der DDR nur wenige Anknüpfungspunkte, wollen sie öffentlich ihre Anliegen darstellen. Diese Rolle spielen vor allem die kommunistisch ausgerichteten Werke von Bertolt Brecht, Erich Arendt, des Romanisten Viktor Klemperer, des Philosophen Ernst Bloch und später Walter Benjamin. An diesen literarischen Programmen orientieren sich auch u. a. Stephan Hermlin, Franz Fühmann, Johannes Bobrowski, Heiner Müller, Wolfgang Hilbig und Uwe Greßmann, aber auch Wolf Biermann und Reiner Kunze. Die Dichter der Sächsischen Dichterschule um den In Leipzig lehrenden Georg Maurer wenden tradierte Formen auf zeitgenössische Arten und Weisen poetischen Sprechens an, um die konträren Ansprüche klassischer Werkgestaltung und der Moderne in einer „Gemeinschaft der Verständigen“ zusammenzuführen (Karl Mickel, Volker Braun, Sarah und Rainer Kirsch, in den 1980er Jahren auch Thomas Rosenlöcher). Die Zensur lockert sich phasenweise und wird zusehends informell, im Vorfeld ausgeübt. Gegenkulturelle Bewegungen entstehen (die Künstlergruppe Clara Mosch mit Carlfriedrich Claus).
Im deutschsprachigen Rumänien sind die staatlichen Repressionen einerseits schärfer als in der DDR, andererseits schafft die geringere Bedeutung der deutschen Sprache in diesem Land auch Freiräume. Ein Anknüpfen der Lyrik besonders an die österreich-ungarischen Traditionen der Moderne ist in gewissem Maße möglich. Die Gedichte von Georg Hoprich, Immanuel Weißglas oder des frühen Oskar Pastior, Franz Hodjak, Anemone Latzina oder Gerhard Eike sodann die nachfolgende Generation, wie Richard Wagner, Rolf Bossert, Werner Söllner, Horst Samson, Herta Müller, Klaus Hensel stehen für eine Literatur, die auf Grund ihres Hintergrunds häufig in einem verengenden politischen Fokus wahrgenommen wird, was ihre Rezeption in Deutschland teilweise beeinträchtigt.
1965 fordert Walter Höllerer in seinen Thesen zum langen Gedicht die Abkehr vom feierlichen Ton, 1968 proklamiert Hans Magnus Enzensberger eine Poesie der Schlichtheit mit alltagssprachlichen Elementen und verantwortet einflussreiche Anthologien und Übersetzungsprojekte, etwa das Museum der modernen Poesie. Nach 1968 empfinden die Dichter der Neuen Subjektivität das eigene Erleben als wesentlich für das Verständnis der Welt; sie verzichten oft auf hergebrachte Kunstmittel und bemühen sich um eine schlichte Sprache (u. a. Nicolas Born, Sarah Kirsch, Karin Kiwus, Jürgen Theobaldy, Thomas Brasch). Das Konzept des Sängerpoeten wird durch die Liedermacherbewegung neu belebt, wichtige Vertreter sind poetologisch so verschiedene Autoren wie Wolf Biermann, Konstantin Wecker, Franz-Josef Degenhardt, Ludwig Hirsch und Georg Kreisler. Rolf Dieter Brinkmann bringt durch seine Übersetzungen den Einfluss US-amerikanischer pop-literarischer Strömungen nach Deutschland; Kürze und Konzentration gewinnen an Bedeutung. Als Dichter schließt Brinkmann an Verfahren der zeitgenössischen bildenden Kunst wie der Pop-Art und der Fluxus-Bewegung an. Neue theatrale Formen und multimediale Ansätze wie der Literaturclip entstehen (A. J. Weigoni, Frank Michaelis).
Zeitraum ab ca. 1980
Angesichts atomarer Bedrohung, Umweltzerstörung und einer von Massenmedien bestimmten öffentlichen Meinung entsteht eine vielstimmige Literatur der Utopielosigkeit. In der Lyrik zeigt sich dies in der Abkehr von großen Themen bei Karl Krolow, Michael Krüger u. a., im Rekurs auf historische Formen bei Autoren wie Robert Gernhardt und Ulla Hahn, in der sich diesen Tendenzen widersetzenden Reinszenierung des hohen Tons bei Gerhard Falkner sowie in radikaler Subjektivierung und Montagestil, z. B. bei Friederike Mayröcker, Elke Erb und Thomas Kling. Reinhard Priessnitz gelingt es, avancierte experimentelle Schreibweisen mit Aspekten unmittelbarer Erfahrung zu verbinden. Wie in anderen osteuropäischen Staaten entwickeln sich auch unter den politischen Verhältnissen der DDR verschiedene Szenen von halb- und inoffizieller literarischer Gegenkultur, die die staatliche Zensur mit eigenen Publikationsformen und Distributionswegen unterlaufen, teilweise allerdings selbst von staatlicher Überwachung unterlaufen und „gespalten“ werden. Der entsprechende Samisdat formuliert seine Gegenposition zur geforderten politischen Haltung in erster Linie durch alternative („subversive“) literarische Verfahren und künstlerische Verhaltensweisen, inhaltliche Kritik wird häufig implizit vermittelt. Besondere Bedeutung hat diese Szene in Ostberlin (Bert Papenfuß-Gorek, Jan Faktor, Uwe Kolbe u. a.); sie geht nicht zuletzt auch auf das Vorbild und vermittelnde Wirken Adolf Endlers zurück, der sein Schreiben nach Anfängen im Umkreis der Sächsischen Dichterschule in den achtziger Jahren radikalisiert.
Das Bielefelder Kolloquium Neue Poesie versammelt Vertreter der Konkreten Poesie in den Jahren von 1978 bis 2003. Dort wird auch systematisch an der computergestützten Textgenese (Max Bense) experimentiert.
Viele Protagonisten der rumäniendeutschen Lyrik siedeln nach und nach in die Bundesrepublik über, die entsprechende Literatur in Rumänien kommt damit fast ganz zum Erliegen. Die Rezeptionshemmnisse bleiben jedoch oft bestehen. Mit Ausnahme der Werke von Oskar Pastior und der späteren Nobelpreisträgerin Herta Müller führt diese Lyrik eher ein Nischendasein innerhalb der deutschen Literatur (Franz Hodjak, Richard Wagner, Rolf Bossert, Werner Söllner, Horst Samson, Klaus Hensel, Johann Lippet).
Nach der politischen Wende 1989 lässt sich die Literaturentwicklung im deutschsprachigen Raum zunehmend weniger einheitlich beschreiben; das Feld der Lyrik zerfällt immer stärker in heterogene Szenen und Interessengebiete mit unterschiedlichen poetischen Paradigmen und Haltungen zum Gedicht. So entstehen in (zumindest ursprünglich) gegenkulturell geprägten Milieus neue poetische Formen, wie Spoken Word (bzw. Slam-Poetry) (Bas Böttcher, Michael Lentz), die von der herkömmlichen Rezeption nicht mehr abgedeckt werden und sowohl eigene Formate als auch neue Formen von Literaturbetrieb etablieren. Auf der anderen Seite entfernen sich Autoren wie Franz Josef Czernin oder Urs Allemann in der Fortschreibung radikalerer Moderne-Programme von allgemeiner Verständlichkeit, ohne dass ihre Werke per se als unverständlich (hermetisch) konzipiert wären. Vor allem jüngere Autoren arbeiten verstärkt mit (der Postmoderne verbundenen, oft aber historisch weiter zurückreichenden) Verfahren wie Stilmix, Einbezug von Fachsprachen und popkultureller Multilingualität (u. a. Ulrike Draesner, Thomas Kling, Barbara Köhler, Durs Grünbein, Brigitte Oleschinski, Bert Papenfuß-Gorek, Raoul Schrott).
Zeitraum ab circa 2000
Neben den maßgeblichen Lyrikern der 1980er und 1990er Jahre, die weiterhin publizieren (Thomas Kling, der wohl wirkmächtigste Fortschreiber und Vermittler der Avantgarden, verstirbt frühzeitig 2005), treten Anfang des neuen Jahrhunderts verstärkt jüngere Autoren in Erscheinung, von denen einige (aus heutiger, vorläufiger Sicht) großen Einfluss auf die zeitgenössische deutschsprachige Lyrik haben (Jan Wagner, Björn Kuhligk, Monika Rinck, Marion Poschmann, Ann Cotten, Anja Utler, Steffen Popp, Uljana Wolf u. a.). Die rasche und vielfältige Entwicklung dieser und der nachfolgenden Generation von Dichtern verdankt sich nicht zuletzt auch neuen technischen Möglichkeiten der Rechen- und Drucktechnik, die die Gründung professioneller Kleinverlage und deren Partizipation am Buchhandel seit Anfang der 2000er Jahre beförderte und die Abhängigkeit gerade junger Autoren von den ästhetischen Vorstellungen und Programmkapazitäten etablierter Verlage verringerte. Die Generation der nach 1980 Geborenen organisiert sich zudem in hohem Maße im Internet (Kommunikation, Vernetzung, Marketing), wobei dies die klassische Publikation in Buchform bislang nicht ersetzt, sie lediglich vorbereitet und begleitet. Welche dieser Autoren die deutschsprachige Lyrik beeinflussen werden, ist naturgemäß noch nicht absehbar.
Empirische Verankerung in der Gegenwart
Der Lyriker und Publizist Hans Magnus Enzensberger schätzte 1989 die Zahl der Personen, „die einen neuen, einigermaßen anspruchsvollen Gedichtband in die Hand nehmen“, auf ±1354 (später scherzhaft als „Enzensberger’sche Konstante“ bezeichnet) – eine (in dieser Exaktheit natürlich fiktive) Zahl, die im Laufe des 20. Jh. weitgehend konstant geblieben sei und vermutlich zu keiner Zeit wesentlich höher gelegen haben dürfte – eine Ausnahme bilden Lyrikpublikationen in der DDR (und in anderen sozialistischen Staaten) zwischen 1950 und 1989, deren Auflagen leicht sechsstellige Höhen erreichten und auch in diesen Mengen gelesen wurden, etwa Werke von Volker Braun oder Sarah Kirsch (die meistverkauften Gedichte dieser Zeit waren von Eva Strittmatter). Von einigen großen Verlagen abgesehen, die traditionell Lyriktitel im Programm haben, sind es bis heute in erster Linie Kleinverlage, die für rund 3.000 Neuerscheinungen pro Jahr sorgen. Neben den für Lyrik traditionell wichtigen großen Verlagen wie Suhrkamp Verlag und Hanser Verlag und mittelgroßen Verlagen wie Schöffling & Co. tragen das Gros der Publikationen kleine Verlage wie Urs Engeler Editor und in dessen Nachfolge roughbooks, Kookbooks, Edition Korrespondenzen, Verlagshaus Berlin, die Edition Das Labor oder der Verlag Peter Engstler; darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere kleine und kleinste Verlage mit explizitem Schwerpunkt auf Lyrik und tlw. umfangreichen Programmen.
Dies ist nur eine unvollständige Liste, die Redaktion bemüht sich weiteres im KUNO-Online-Archiv nachzutragen.
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Weiterführend → Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph Pordzik, Friederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.