Über griechische Lyrik

 

Ich werde dieses Semester einen Kursus über griechische Lyrik veranstalten. Gänzlich unphilologisch. Sappho, Anakreon, Pindar sollen durchaus mit der ihnen gebührenden Achtung behandelt werden. Wie Dichter. Es wird gelesen, nicht emendiert, und keine Grammatik getrieben.

Die griechische Lyrik hat im Gegensatz zu den Sicherheitsvorrichtungen der Hochbahn, den Syndikaten und Kartellen, den Rechten und Pflichten des Staatsbürgers, den Grundprinzipien des modernen Parteilebens die Eigenschaft – für das moderne praktische Leben völlig belanglos zu sein. Nicht einmal zur allgemeinen Bildung gehört es, sich mit griechischer Lyrik zu befassen. Man »muß« sie keineswegs gelesen haben. Man imponiert keinem Menschen damit, wenn man sie gelesen hat.

 

 

 

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Jakob van Hoddis (Geburtsname Hans Davidsohn; * 16. Mai 1887 in Berlin; † 1942 in Sobibór, „Generalgouvernement“) war ein deutscher Dichter des literarischen Expressionismus. Er ist besonders bekannt für das Gedicht Weltende, ein Werk aus der Anfangszeit des Expressionismus. KUNO möchte den Lyriker nicht auf dieses OneHitWonder reduziert wissen. 70 weitere Gedichte erschienen in den Avantgardezeitschriften Die Aktion und Der Sturm. Sein lyrisches Werk ist vor allem gekennzeichnet durch starke Chiffrenhaftigkeit und dadaistische Elemente. Viele seiner Gedichte zeigen einen skurril-grotesken Inhalt, vermischt mit naiven und schwarz-humoristischen Formulierungen.

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Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.