Hase

 

Wenn sein alter Freund aus Schulzeiten einmal anfängt, von Hasen zu erzählen, dann bleibt kein Auge trocken. Niemand anders weiß so schöne Geschichten zu erzählen. Sei es eine wahre oder nicht. Egal. Sie sind so schön erzählt, dass genau das unwichtig ist. Der Zuhörer will weiterhören. Dann beginnt es manchmal mit dem Meister Lampe auf den Haarhöfen und endet mit dem Stirper Hasen eben bei dem kleinen Örtchen Stirpe in der Nähe von Lippstadt. Dazwischen aber liegt ein ganzes Welterklärungsmodell mit Rechnungen, Vergleichen und Metaphern. Den Höhepunkt bildet die Forderung, doch endlich die einzige Konstante des Weltalls als Energiequelle zu nutzen, die niemals versiegen kann, die Zeit. Darüber sinnierend sitzt Herr Nipp mit Fernglas an einem Feld mitten im Wald. Sauerlandidyll mit braunen Fichten. Und während er vor sich hin schmunzelt, sitzt ein Hase wenige Meter vor ihm und putzt sich in aller Ruhe das Fell.

 

 

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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, KUNO 1994 – 2019

Die unerhörten Geschichten von Herrn Nipp sind glossierende Anmerkungen die sich schnoddrig mit dem Zeitgeist auseinandersetzen. Oft wird in diesen Kolportagen ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben. Wir lesen sowohl überraschendes und unerwartetes, potentiell ungewöhnliches, das Geschehen verweist auf einen sich real ereigneten (oder wenigstens möglichen) Ursprung des Erzählten.

Weiterführend → 

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421