RaumbredouilleReplica

 

Das Beruhigende an Science-Fiction-Stoffen ist die Erfahrung, daß andere Welten zwar anders aussehen, trotzdem aber genauso funktionieren wie die Unsere. Andererseits ist es betrüblich, wenn man immer wieder feststellen muß, daß sich eine bessere Welt bisher nirgends durchsetzen konnte.

Kult wäre der gänzlich falsche Begriff, um dieses Phänomen zu benennen; die Serie Raumpatrouille ist ein nationales Kulturgut der alten BRD, ein absolut authentisches Stück bundesdeutscher 1960-Jahrekultur. Der Trivialmythos vom Bügeleisen auf dem Kontrollboard hat diese Gratwanderung zwischen dem Seriösen und dem Ironischen bislang verdrängt.

Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik üblich. Tom Täger und A.J. Weigoni haben das selbe gemacht mit der Tonspur der Fernseh-Serie Raumpatrouille… ein Pop-Song-Spaß! Bei Täger, Spezialist für Tonträger der anarchischen Aufnahmezelle Tonstudio an der Ruhr mit vieltönendem Output … dient dieses Patchwork als akustisches Fanzine und sollte als solches die harrende Gemeinde finden. Das Hörspiel ist quasi die achte Folge der siebenteiligen Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“.

Die Hörspielversion RaumbredouilleReplica liefert auf verschärft humorvolle Weise einen Reflexionsboden, von dem aus Trivial- und Technomythen liebevoll demaskiert werden. A.J. Weigoni und Tom Täger zeigen uns noch einmal die Zukunft aus dem Blickwinkel der Vergangenheit des bürgerlich-vermieften Wohnzimmers der 1960-er, in dem man sich, verschreckt durch beginnende Studentenunruhen und dem Ende des Wirtschaftswunders, dem Thrill einer ungewiss-gewissen Zukunft aussetzt, in der der Weltenraum – entsprechend dem Sicherheitsbedürfnis begrenzter Kulturen – scheinbar unspektakulären Patrouillen zugänglich ist. Die hohe Kunst von Tom Täger und A.J. Weigoni besteht darin, nicht hinter dem Reflexionsgrad des Originals zurückzubleiben.

Was für „Raumschiff Enterprise“ zunächst die Klingonen, waren die Frogs für „Raumpatrouille Orion“ – O-Ton Raummarschall Winston Woodrov Wamsler: „Die Frogs, sitzen die nicht irgendwo in den Jagdhunden?“ -, der deutschen Science-Fiction-Serie mit Kultstatus und Heimwerkerappeal: Bügeleisen dienten dem hochtechnisierten Raumschiff als Schaltgeräte und brennende Tennisbälle flogen durch die wolkenlose Weite des Himmels. Legendär auch das Raumfahrerkasino, in dem nach geglückter Mission zukunftsweisend Rücken an Rücken getanzt wurde. Die neu aufbereitete Tonspur dieses Straßenfegers hält ein weiteres ungeahntes Abenteuer mit Wolfgang Völz, Claus Holm, Charlotte Kerr u.v.a. bereit. Wie meinte Dietmar Schönherr nach bestandenem Abenteuer: „Rücksturz zur Erde“. Und seine Co-Piloten ergänzen: „Das ganze war doch wohl ein böser Traum.“ mutmaßt Hasso. „Viel schlimmer, bestätigt Atan „das war Sience Fiction!“

 

 

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RaumbredouilleReplica, Hörspielcollage von Tom Täger und A.J. Weigoni, TadR 1997

Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

Weiterführend → Ein geleaktes GSD-Geheimpapier.

→ Mit einer Laudatio würdigte KUNO den Hungertuch-Preisträger 2001 und seine Arbeit  im Tonstudio an der Ruhr.

→ In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge. Produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch den Artikel Perlen des Trash über 25 Jahre Gossenhefte.