Fischköppe

„Jeder ist Solist“ und „Jeder spielt mit Jedem“.

Jede Geschichte hat eine Vorgeschichte. Die erste Folk-Rock-Combo, stammt aus Hamburg. Diese Musiker spielten kreuz und quer durch die europäische Liedtradition. Im Programm findet sich Flamenco aus Spanien, Irish Folk, Bouzouki aus Griechenland, jiidische Lieder, aber auch frühe deutsch Arbeiterlieder und Songs aus der niederdeutschen Regionalsprache. Die City Preachers traten bis in die 1970er Jahre hinein in wechselnden Besetzungen auf. Aus der Band gingen namhafte Musiker hervor. Dazu gehören neben dem Gypsy-Swing-Gitarristen John O’Brien-Docker und die Sängerinnen Inga Rumpf, Sibylle Kynast, Dagmar Krause, der Sänger, Kunstpfeifer und Multiinstrumentalist Eckart Kahlhofer, der Pianist Jean-Jacques Kravetz und der Schlagzeuger Udo Lindenbarg. Insgesamt wirkten über 20 Solisten in dieser Band in wechselnden Besetzungen nach dem sogenannten „Baukastenprinzip“ mit, das heißt „Jeder ist Solist“ und „Jeder spielt mit Jedem“.

Inga Rumpf, Karl-Heinz Schott, der neue Schlagzeuger Carsten Bohm und Jean-Jacques Kravetz verließen die Truppe und wählten den Bandnamen Frumpy.

Man weiß es nicht so genau, aber wahrscheinlich ist das Fischkopp-Humor, der Bandname Frumpy ist ein Wortspiel aus dem Namen der Bandleaderin Inga Rumpf und bedeutet in der Übersetzung „unkleidsam“. Und in der Tat passte der Sound noch nicht so ganz, es war mehr Kraut als Rock. Auf dem ersten Album sind ausgeprägte Prog- und Klassikelemente vertreten, die in die einzelnen Musikstücken eingebettet wurden. Hervorstechende Merkmale der Stücke sind Rumpfs kraftvoller Gesang, für die der Name „Rockröhre“ geprägt wurde, der gleichsam unpassend ist, wie der abwertende Begriff „unkleidsam“.

Auf dem zweiten Album war das einzige Zugeständnis an den Zeitgeist das batikfarbene Blumencover.

Mit langen Keyboardloops jazzigen Elementen entfernte sich die Combo in Siebenmeilenstiefeln, weg von musikalischen Vorbildern Brian Auger & Julie Driscoll hin zum klassischen bluesgeprägten Hardrock. Das Album besteht aus vier langen Stücken, die sich zeitlich über 7 – 12 Minuten erstrecken, sie beherbergen somit genügend Spielraum, um in den einzelnen Musikstücken immer neue Akzente und Wendungen zu entwickeln. Und mit dem Gitarristen Rainer Baumann gab es in dem Bandgefüge einen Neuzugang, der mit seinem ausdrucksstarken Spiel auf der Stromgitarre selbstbewusste Kontrapunkte zum virtuosen Spiel von Kravetz zu setzen vermochte. Die Musik der Band wurde variabler, denn die Blues-Leidenschaft von Baumann bot einen idealen Gegenpart zu den jazzigen Ansätzen von Kravetz und ergänzte sich perfekt mit der Blues- und Gospel-getränkten Stimme von Rumpf. Nicht zu vergessen das gnadenlos präzise gedroschene Schlagwerk von Bohm. Ihnen sollte nichts geringeres gelingen, als Kompositionen, welche die deutsche Rockmusik am Anfang der siebziger Jahre hervorbringen sollte.

Frumpy 2 changiert zwischen vertrackten Sounds und straightem Rock’n’Roll.

Das Album wurde nahezu unter Livebedingungen aufgenommen. Es enthält lediglich vier Stücke, die sich um die zehn Minuten Spielzeit herum bewegen, was den Musikern ausgiebig Zeit lässt, um ihren Ideenreichtum und ihre Improvisationsfreudigkeit auszuleben. „Good Winds“ beginnt als verrückter Freak’n’Roll-Song und setzt sich auf einem brillanten melodischen „Trip“ mit einer faszinierenden Keyboard-Demonstration fort. Die Rockballade How the Gypsy Was Born leitet Rainer Baumann mit einem langen Solo ein, der abrupte Rhythmuswechsel ist mit einem differenzierten Schlagzeugspiel unterlegt und die treibender Orgel liefert sich ein unwiderstehliches Zwiegespräch zwischen Gitarre und Stimme. Und die Seemannstochter (ausnahmsweise kein Klischee) Rumpf erzählt davon, wie eine Gypsy geboren wurde. Ihr kraftvoller, bluesiger Vortrag ist eines der Highlights diese Albums und speziell in den USA schätzte man Rumpfs bluesorientierte Stimme.

Das Stück ist der stilsicherste und nachhaltigste deutsche Beitrag zum klassischen Rock der Zeitspanne zwischen 1967 und 1977

Michael Rauhut

Als würde sich die Combo vor sich selbst warnen wollen, folgt Take Care Of Illusion. Das Stück beginnt schwungvoll, wird dann auf ein minimales Tempo runter gefahren – um abermals einen neuen Anlauf zu nehmen. Es ist ein dichter, wütender Heavy-Rock-Song mit soliden Gitarrenriffs und einem großartigen bluesigen Soul. Duty ist eine zerbrechliche, emotionale Ballade, sie lädt den Hörer noch einmal auf einen Ausflug in eine ausgiebige Improvisation ein, gespickt mit herrlich energiegeladenen Blues-Rock/Passagen, welche das Trommelfell kitzeln.

Ist das noch Krautrock? – Eher Labskaus vom feinsten!

 

 

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Frumpy 2, 1971

Ein Farbrausch: Germanische Psüchodelik, ein batikfarbenes Blumencover. – Und noch eine Randbemerkung: Es gab aus der Frühphase noch ein drittes Album, das dem Progressive Rock zugeordnet wird. Es ist gut, aber in der Sammlung nicht unbedingt erforderlich.

Weiterführend  Der Begriff `Krautrock´ geht auf das Wort „Sauerkraut“ sowie die Bezeichnung „Krauts“ für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurück. Der Ursprung des Wortes Krautrock geht auf eine Werbeanzeige der deutschen Firma Popo Music Management zurück, die in der US-amerikanischen Zeitschrift Billboard das Wort 1971 erstmals benutzte, um für Platten von Bacillus Records zu werben. Dieser Begriff wurde von der britischen Presse aufgegriffen und häufig benutzt. Peinlich wird Krautrock immer dann, wenn Deutsch Bands versuchen englische Texte zu verzapfen. Daher ein Hinweis auf die Deutschen Texte von Ton, Steine, Scherben. Sowie auf Ran! Ran! Ran! – THE BEST OF FAMILY*5 / VOL. I, zusammengestellt von Xao Seffcheque. Inzwischen ist das alte Thema Compact Cassette wieder aufploppt. Laut eines Berichts im Deutschlandfunk sind Tapes „Hipper als Vinyl“, wir spulen zurück in die Zukunft des Cassettenlabels. Danach ertastet KUNO den Puls des Motorik-Beats. Und machen eine Liebeserklärung an die „7-Inch Vinyl Record Single“. Krautrock ohne angloamerikanisches Vorbild – lässt es auch die Kraaniche fliegen? Auf Embryo’s Reise entdeckten die Musiker zwar nicht Amerika, sondern die Weltmusik. Ist das noch Krautrock? – Eher Labskaus vom feinsten! Last but least: Krautrock @ its best!

Inzwischen gibt es: Pop mit Pensionsanspruch, sowie eine Rock and Roll Hall of Fame. Daher der Schlussakkord: Die Erde ist keine Scheibe