Spurensuche in einem afrodeutschem Leben

Darf man etwa nicht so egoistisch oder so träge sein
und seine Erfahrungen nur für sich behalten?
Sie höchstens als Gesprächsfetzen von sich geben?
Nein, man sollte nicht so faul sein!

 

Fasia Jansen erlebte schon früh Hänseleien und Ausgrenzung sowohl aufgrund ihrer Hautfarbe als auch wegen ihrer nichtehelichen Geburt. Die im Hamburger Arbeiterviertel Rothenburgsort aufgewachsene Jansen durchlebte in der Zeit des Nationalsozialismus die Probleme eines offensichtlich „nichtarischen“ Menschen. Ihre an Josephine Baker orientierte Hoffnung, ihr Leben mit Musik und Tanz zu bestreiten, wurde vorerst zerstört, als sie mit elf Jahren aus der Tanzschule geworfen wurde. Drei Jahre später wurde sie „dienstverpflichtet“ und musste in einer Suppenküche arbeiten, die auch Außenlager des KZ Neuengamme bei Hamburg belieferte. Die Fünfzehnjährige erlebte sowohl die Brutalität der SS als auch die Verzweiflung der Häftlinge – Erlebnisse, die ihr Leben entscheidend prägten. Während dieser Zeit zog sie sich ein Herzleiden zu, unter dem sie den Rest ihres Lebens litt.

In der Nachkriegszeit versuchte Jansen, die Erfahrungen aus dem Lager zu verarbeiten und das Andenken der Toten und ihrer Ideale aufrechtzuerhalten. Sie begann wieder mit der Musik, zuerst in einem Hamburger Chor, später auch mit eigenen Liedern. Sie zog ins Ruhrgebiet und engagierte sich in den politischen Kämpfen der Zeit. Sie trat bei zahlreichen Ostermärschen auf, unter anderem 1966 zusammen mit Joan Baez, spielte bei den großen Streiks vor den Werkstoren von Krupp, Hoesch oder Thyssen und bei der Weltfrauenkonferenz der UNO in Nairobi und trat auf den Burg-Waldeck-Festivals auf. Sie erhielt zahlreiche Strafbefehle wegen Volksverhetzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt, aber immer wieder auch Angebote, Schlager zu singen und somit kommerziell erfolgreich zu werden. Sie ist somit die Patentante von Eva Kurowski.

Heute starb Fasia Jansen in Oberhausen. Sie hat sich um dieses Land verdient gemacht. Das Bundesverdienstkreuz drückt diese Anerkennung, die sie nicht nur im Ruhrgebiet hat, aus.

 

 

Weiterführend  

Meine erste Schallplatte: „Heart of glass“ von Blondie, vorgestellt von Martina Haimerl. Life circles at 33rpm!, postulierte Mischa Kuball. Wer sich hinter „Mister B“ verbirgt, beschreibt Christine Kappe. Ergänzen ein Artikel zum Kassettenuntergrund. »Don Juan« von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich, vorgestellt von Joachim Feldmann. Eine Reise ins Glück von den Lilians, vorgestellt von Ju Sophie Kerschbaumer. „This charming man“ von den Smiths vorgestellt von Haimo Hieronymus. Dschäääzz!!!, gehört von Eva Kurowski. Helge Schneider ist wahrscheinlich der bislang einzige Solo-Künstler, der gleich mit seiner ersten Platte den Titel Seine größten Erfolge gab. Begleitet wurde er bei den Aufnahmen durch Tonmeister Tom Täger im Tonstudio an der Ruhr. Meine ersten drei Platten, vorgestellt von Marcus Baltzer. Meine Musik, vorgestellt von Ulrich Bergmann. Eine Erinnerung an Mensch-Maschinen-Musik, das Gesamtkunstwerk Kraftwerk. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Seit 1991 die Lieblingsband der Readktion: Mona Lisa Overdrive. Vertiefend zur Lektüre empfohlen, das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Sophie Reyer und A.J. Weigoni zum Projekt Wortspielhalle.Mit etwas Verspätung erschien Pia Lunds zweites Solo-Album Gift. Smile war für A.J. Weigoni ein Versprechen. Eine Generation später wurde es eingelöst. Selbstverständlich auf Vinyl. Und in Mono. Eine Wiederveröffentlichung der Neu!-Studioalben ist auf dem Label Grönland erschienen. in 1999 ging KUNO der Frage Label oder available? nach. Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der “Letternmusik” gemacht. „Wenn es Videoclips gibt, muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren.“, postulierte A.J. Weigoni 1991 und erfand mit Frank Michaelis das Hörbuch. Erweiternd zum Medium der Compact Disc auch der Essay Press/Play.