Ich weiß nicht, aber frag mal Rory Gallagher.
Jimi Hendrix auf die Frage, wie es sich anfühlt, der beste Gitarrist der Welt zu sein
„Er ist einer der wenigen Gitarristen, den man nach Sekunden erkennt, so individuell ist sein Stil. Er sagt, das sei Zufall gewesen und habe mit seiner Stratocaster-Gitarre zu tun gehabt, einem geschundenen Gegenstand, den er seit fast 10 Jahren besitzt. Sie erzeugt einen Klang, der mit hoher Geschwindigkeit während eines Gallagher-Auftritts heult und ansteigt – ein Verschmelzen von Obertönen, die er durch das Halten des Plektrums in einem bestimmten Winkel zwischen Daumen und Finger erzeugt. Das führt zu einem chronischen Abrieb des Fingernagels: Ich hatte darüber nie nachgedacht, bis die Leute anfingen, darüber zu schreiben. Dann entwickelte ich den Stil weiter. Es ist ein Sound, den ich mit meinem Bottleneck nicht hinkriege.“
Rory Gallagher: the man from West Cork, Michael Wale in Times, 22. März 1973
Es sind drei Live-Alben, die ich in meiner Jugend immer gern gehört habe: Humble Pie, Rockin the Filmore, Deep Purple, Made in Japan und von Rory Gallagher das Album Irish Tour ’74. Alles Blues-Alben der etwas härteren Gangart.
Anders als viele anderen weißen Musiker, die den Blues einfach nur nachspielten, hören sich die meisten Stücke des Iren oft wie eine respektvolle Huldigung an die Meister des Delta Blues an. Zwischen den Afroamerikanern und den Iren gibt es eine weitere Verbindung, sie wurden von den Briten, bzw. den Amerikaner wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Zwar wurde Irland eine Republik, doch Nordirland steht weiterhin unter britischer Besatzung.
Gallaghers Irland-Tournee 1974 fiel mit einer der turbulentesten Zeiten in Belfast zusammen. Selbst bei Rockkonzerten kam es in der ganzen Stadt zu Gewalt zwischen der IRA und der britischen Armee. Infolgedessen weigerten sich die meisten Rockbands, in der Stadt aufzutreten. Am Tag vor Gallaghers geplantem Konzert in Belfast explodierten zehn Bomben an verschiedenen Orten in der Stadt. Jeder erwartete, dass Gallagher wie alle anderen großen Namen absagen würde, aber er setzte das Konzert fort und wurde mit einer seiner besten Shows belohnt. Ein lokaler Journalist aus Belfast beschrieb das Konzert und das Gefühl wie folgt:
„Ich habe noch nie etwas so Wundervolles, so Mitreißendes, so Erheiterndes, so Fröhliches gesehen wie damals, als Gallagher und die Band die Bühne betraten. Der ganze Ort brach in Aufruhr aus, sie standen alle auf und jubelten, sie schrien und schrien, sie hoben ihre Arme und umarmten sich. Dann hoben sie als Einheit ihre Arme in die Luft und gaben Friedenszeichen. Ohne albern oder übermäßig emotional zu sein, war es einer der denkwürdigsten Momente meines Lebens. Das alles bedeutete etwas, es bedeutete mehr als nur Rock’n’Roll, es war etwas Größeres, etwas Wertvolleres als nur das.“
Heute wäre Rory Gallagher eigentlich erst 50 Jahre alt geworden. Ich werde das Album Irish Tour ’74 auflegen und mit einem Guinness auf den irische Melancholiker anstoßen.
Weiterführend → Rhythm & Blues lebt davon, dass die Ambivalenz bewahrt wird. Dieses Album wurde veröffentlicht, als Country noch Country war, es gab kein Alternative, was das Rätsel aufgab, was genau man hörte. Die Cowboy Junkies nahmen Blues, Country, Folk, Rock und Jazz und verlangsamten es stark und schufen dabei etwas Neues. Wir betrachten die Geburtshelfer der Americana. Des Weiteren eine Betrachtung des tiefgründigen Folk-Songs: Both Sides Now. Wahrscheinlich hat selten ein Musiker die Atmosphäre einer Stadt so akkurat heraufbeschworen wie Dr. John. Die Delta-Blues-Progression des Captain Beefheart muss dahinter nicht zurückstehen, eine gute Einstimmung für sein Meisterwerk Trout Mask Replica. Wir lauschen der ungekrönten Königin des weißen Bluesrock. Und dem letzten Werk der Doors. Unterdessen begibt sich Eric Burdon auf die Spuren vom Memphis Slim. In der Reihe mit großen Blues-Alben hören wir den irischen Melancholiker. Lauschen dem Turning Point, von John Mayall. Vergleichen wir ihn mit den Swordfishtrombones, von Tom Waits und den Circus Songs von den Tiger Lillies. Und stellen die Frage: Ist David Gilmour ein verkappter Blueser?
Inzwischen gibt es: Pop mit Pensionsanspruch. Daher auch schnellstens der Schlussakkord: Die Erde ist keine Scheibe