Der Spaziergang

 

Ihr Wälder schön an der Seite,

Am grünen Abhang gemalt,

Wo ich umher mich leite,

Durch süße Ruhe bezahlt

Für jeden Stachel im Herzen,

Wenn dunkel mir ist der Sinn,

Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen

Gekostet von Anbeginn.

Ihr lieblichen Bilder im Tale,

Zum Beispiel Gärten und Baum,

Und dann der Steg, der schmale,

Der Bach zu sehen kaum,

Wie schön aus heiterer Ferne

Glänzt einem das herrliche Bild

Der Landschaft, die ich gerne

Besuch in Witterung mild.

Die Gottheit freundlich geleitet

Uns erstlich mit Blau,

Hernach mit Wolken bereitet,

Gebildet wölbig und grau,

Mit sengenden Blitzen und Rollen

Des Donners, mit Reiz des Gefilds,

Mit Schönheit, die gequollen

Vom Quell ursprünglichen Bilds.

 

 

 

***

Friedrich Hölderlin, Pastell von Franz Karl Hiemer, 1792

Weiterführend → Ulrich Bergmann hat das Stück „Der Tod des Empedokles“ neu gelesen und fand ein Gedicht.

 Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.

 Lesen Sie auch Friedrich Hölderlins Essay Über die Verfahrungsweise des poetischen Geistes

Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell, ergebnisoffen.

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