Poesie

 

Ein Gedicht muss autonom sein, sich von seinem Schaffer lösen.

Octavio Paz

 

 

 

Octavio Paz. Photo: Pintorpereza

Heute starb der mexikanische Schriftsteller Octavio Paz. KUNO schätzt ihn sowohl als Lyriker, als auch als Essayisten. 1950 erschien mit Das Labyrinth der Einsamkeit seine  bekannteste Veröffentlichung. Der Essayband verkaufte sich allein in Mexiko über eine Million Mal. Die vier Essays des ersten Teils beschreiben typische Eigenschaften des mexikanischen Charakters, während im zweiten Teil auf zentrale Episoden der mexikanischen Geschichte wie die Eroberung durch die Spanier, die Unabhängigkeit und die Revolution eingegangen wird. Obwohl Das Labyrinth der Einsamkeit dem Genre des nationalpsychologischen Essays zugerechnet wird, distanziert sich der Erzähler bereits auf der ersten Seite davon, indem er auf die „naturaleza casi siempre ilusoria de los ensayos de psicología nacional“ verweist. Hier zeigt sich Paz’ Rezeption des Surrealismus, der oxymorale Denkfiguren und Widersprüche geradezu anstrebt. 1990 erhielt Paz den Literaturnobelpreis allerdings nicht vorrangig für seine Essayistik verliehen, sondern für Lyrikbände wie Piedra de Sol (Sonnenstein, 1957), ein Werk, das hinsichtlich seiner Wirkung auf die lateinamerikanische Literatur mit der Wirkung von T. S. Eliots The waste land auf die englischsprachige Literatur verglichen wird.

 

Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.

 Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell, ergebnisoffen.