SUICIDE CITY

SUICIDE CITY ist eine Erzählung, die im Drogen-Milieu Deutschlands der frühen Neunziger Jahre spielt. Protagonist Joey, Mitte 20, obdachlos, süchtig und tricky, beschreibt seine Reise durch verschiedene WGs, Besserungsanstalten und psychiatrische Einrichtungen. Ton und Inhalt der Beschreibung sind zynisch, und Joey rechnet hierbei weniger mit der „Gesellschaft“ im allgemeinen ab, als vielmehr mit den unmittelbaren Lebensumständen, mit denen er konfrontiert ist. Dabei macht er weder vor sich selbst noch vor anderen Halt, was in dieser Kombination, jenseits von Moral, direkter Gesellschaftsanklage und „erhobenem Zeigefinger“ in Milieu-Stories im allgemeinen selten bis gar nicht zu finden ist. Wer Andy Warhols Filme „Trash“, „Bad“ oder „Hollywood“ kennt, der kennt auch SUICIDE CITY. Hier erwächst aus dem Umstand, daß ein Haufen bunt zusammengewürfelter Süchtiger mangels Alternativen miteinander klarkommen muß, neben emotionaler Grausamkeit und Kälte eine Tragikkomik, die ihresgleichen sucht. Das allgemeine Ziel ist die tägliche Neubeschaffung von Stoff und Geld. Sämtliche Protagonisten sind neben der Dauerparty darauf aus, ihre eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen und/oder ihre Neurosen auf Kosten anderer ins rechte Licht zu rücken. Die damit verbundenen Schwierigkeiten führen – vor allem unter dem Aspekt des ständigen Vollrausches – zu Situationen, deren Spektrum von Totalausfällen in stabiler Seitenlage bis hin zu kühl kalkulierten Sexorgien reicht. SUICIDE CITY beginnt mittendrin und beschreibt die Zeit, die bleibt, bevor es bei den meisten Beteiligten, inklusive Joey, mit einem lauten, völlig wertfreien Knall endet.

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SUICIDE CITY Stories von Philipp Schiemann Killroy Media, 1998

KUNO hat seit jeher ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Daher sei sei Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash ebenso eindrücklich empfohlen wie Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Ebenso verwiesen sei auf Trash-Lyrik.