Im Idealfall ist Pop subversiv. Im Idealfall ist Pop populär. Im Idealfall ist Pop populär und subversiv zugleich. […] Im Idealfall tritt der Idealfall tatsächlich ein.
Andreas Neumeister
Mit dem Essay „Cross the Border – Close the Gap!“ begann die Dekanonisierung der Elitekultur in der Postmoderne und die Rekanonisierung des Amerika-Mythos. Der Autor Leslie Fiedler machte früh als ausgesprochen spitzzüngiger und streitbarer Polemiker von sich reden. Eine nationale Berühmtheit wurde er nach dem Selbstmord Ernest Hemingways 1961, den Fiedler kurz zuvor in seinem Haus in Idaho besucht hatte; sein recht hämischer Bericht über den Niedergang des „großen alten Mannes“ der amerikanischen Literatur wurde vielfach nachgedruckt.
Es ist der bedeutenste Schlüsseltext’ der Postmoderne der sechziger Jahre
Jörg Schäfer
In der Bundesrepublik Deutschland wurde Fiedler vor allem durch einen im Sommer 1968 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg gehaltenen Vortrag bekannt. Fiedler trug dort im Rahmen eines öffentlichen Symposiums erstmals seinen Text „Cross the Border – Close the Gap“ vor, in dem er die (literarische) Postmoderne ausruft und die (literarische) Moderne für tot erklärt. Im September 1968 erscheint der Vortrag überarbeitet in zwei Teilen in der größeren Wochenzeitung Christ und Welt. Nach der Veröffentlichung kommt es zur „Fiedler-Debatte“, an der sich deutschsprachige Autoren, u. a. Martin Walser, Reinhard Baumgart und Rolf Dieter Brinkmann, beteiligen. Wie erleben seither das Ende der Hierarchisierungen in der Kunst und der damit verbundenen kritischen Rezeption der Literatur der Moderne als das ,einzig Wahre’.
Trivialmythen stellen für Fiedler einen integrativen Bestandteil der industrialisierten urbanen Gesellschaft dar, und ein literarischer Rückgriff auf ihre Ästhetik ist zum Überschreiten der Grenze zu einer nicht mehr zeitgemässen Rationalität in der Literatur von entscheidender Bedeutung.
Das Triviale und Populäre zu Kunst zu machen, ist auch eine Prämisse des Trash. KUNO hat ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge. Produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Ebenso verwiesen sei auf Trash-Lyrik .
***
Cross the Border – Close the Gap, Essay von Leslie Fiedler erscheint unter dem Titel Das Zeitalter der Neuen Literatur erstmals als zusammenfassende Beschreibung in Christ und Welt vom 18.10.1968
Weiterführend →
Zu den Gründungsmythen der alten BRD gehört die Nonkonformistische Literatur, lesen Sie dazu auch ein Porträt von V.O. Stomps. Kaum jemand hat die Lückenhaftigkeit des Underground so konzequent erzählt wie Ní Gudix und ihre Kritik an der literarischen Alternative ist berechtigt. Ein Porträt von Ní Gudix findet sich hier. Lesen Sie auch die Erinnerungen an den Bottroper Literaturrocker von Werner Streletz und den Nachruf von Bruno Runzheimer. Zum 100. Geburtstag von Charles Bukowski, eine Doppelbesprechung von Hartmuth Malornys Ruhrgebietsroman Die schwarze Ledertasche. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge. Produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch das Porträt der einzigartigen Proletendiva aus dem Ruhrgebeat auf KUNO. In einem Kollegengespräch mit Barbara Ester dekonstruiert A.J. Weigoni die Ruhrgebietsromantik. Mit Kersten Flenter und Michael Schönauer gehörte Tom de Toys zum Dreigestirn des deutschen Poetry Slam. Einen Nachruf von Theo Breuer auf den Urvater des Social-Beat finden Sie hier – Sowie selbstverständlich his Masters voice. Und Dr. Stahls kaltgenaue Analyse. – Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Die KUNO-Redaktion bat A.J. Weigoni um einen Text mit Bezug auf die Mainzer Minpressenmesse (MMPM) und er kramte eine Realsatire aus dem Jahr 1993 heraus, die er für den Mainzer Verleger Jens Neumann geschrieben hat. Ein würdiger Abschluß gelingt Boris Kerenski mit Stimmen aus dem popliterarischen Untergrund.