Welttag der Poesie

Vorbemerkung der Redaktion: Ab dem kommenden Jahr wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“.

Wir betrachten die Compact Cassette, ein Tonträger der in ein Kunststoffgehäuse eingeschlossen ist und sich bequem in einer Gesäßtasche zu transportieren lässt. Sofern man sich nicht draufsetzt, hat dieser Gebrauchsgegenstand eine lange Lebensdauer. Es gibt Rückmeldungen von Sammlern, dass sich diesen analoge Medium auch nach über 30 Jahren noch abspielen lässt. Zumindest wenn man einige Spiel – oder sollte ich besser sagen Spulregeln berücksichtigt. Erfahrene Benutzer spulten eine Cassette immer zurück. Sie spulten gelegentlich auch ohne das normale Abspielen einmal Hin und zurück, damit sich das Band nicht verschieben konnte. Das regelmässige Säubern des Tonkopfes mit Isopropanol Alkohol, war wegen des Abriebs obligatorisch!

Der Gau einer Compact Cassette ist das, was man umgangssprachlich als Bandsalat bezeichnet. Dieser entsteht, wenn das Band durch zu schnell wechselndes Vor- und Rückspulen, ungleichmäßigen Bandlauf oder zu lockeres beziehungsweise zu festes Aufwickeln beschädigt wird. Nicht mehr glatte Magnetbänder erhöhen den Umfang eines Wickels und begünstigen ein verwickeltes Magnetband.

Zur Behebung eines Bandsalats wird in der Regel ein Stift mit passendem Durchmesser, klassischerweise ein Graphitstift (idealerweise mit sechskantigem Schaft), in die Öffnung der Bandspule eingeführt, und das von der Spule gelaufene Tonband wird mittels Drehen des Stiftes wieder aufgewickelt. Hilft auch das nicht, besteht kein Grund zur Panik.

Im Gegensatz zu anderen elektronischen Geräten, die inzwischen verschweißt sind, lässt sich eine Compact Cassette aufschrauben und in die Einzelteile zerlegen. Manchmal bedurfte es einen blutigen Schnitts, und eines Stücks Tesa-Films, doch Rest ließ sich retten.

Die Compact Cassette ist ein Massenmedium, weil sie dem Nutzer ermöglicht, beliebige Inhalte individuell als Mixtapes zusammenzustellen. Dies entdeckten nicht zuletzt Tonkünstler, die dieses Medium als Publikationsform nutzten, da ihnen mit dem Vierspurrecorder seit Ende der 1980er Jahre ein Produktionsmittel zur Verfügung stand, dass sie von Rezipienten zu Produzenten machte.

 

 

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Kassettentäter ist der Überbegriff für eine Vielzahl von Veröffentlichungen die Ende der 1970er und vor allem in den 1980er Jahren in Deutschland erschienen sind. Gemeinsam war den Veröffentlichungen der Tonträger Kassette.

→ KUNO empfiehlt darüber hinaus die Compilations „Elektronische Kassettenmusik, Düsseldorf 1982-1989″

→ Magnetband (Experimenteller Elektronik​-​Underground DDR, 1984​-​1989)“, die man hier anhören kann.

→ Magnetizdat DDR. Magnetbanduntergrund Ost 1979–1990, Verbrecher-Verlag, Berlin 2023

Home Taping Is Killing Music war eine Kampagne der British Phonographic Industry. Der Slogan war meist als Aufkleber auf Plattencovern zu finden.

Weiterführend → 

KUNO hat ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert.

Lesen Sie zum Kassettenuntergrund auch den einführenden Essay von 31. Mai 1989 aus dem KUNO-Online-Archiv.

Nachtrag → Die Compact Cassette ist unausrottbar, dies belegt der Essay Lost and found im Underground.

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