On the gutter

 

Ich bewerte die Wirkung meiner Texte nicht hoch, aber ich will wenigstens, dass die Leser neue Aspekte der (analog) erlebten Wirklichkeit erkennen können. Simulation? Nein. Übertreibung? In der Form, in der Bildlichkeit oder Symbolik ja, aber inhaltlich nie. Ich erlebe die Welt im kleinsten Maßstab immer als Kosmos: Schwer, und sinnlos ohne mein Zutun. Ich will Ironie, Humor, Scherz und Spiel meiner Texte nicht abstreiten, ich bin nicht gegen Unterhaltung, wenn die (verdeckte) Intention nicht verspielt sein will. Und doch sind alle diese Sageweisen zugleich ganz ernst gemeint.

Am meisten bewirken die Werke für andere Werke. Was sie für den einzelnen Leser bedeuten, weiß jeder nur für sich. Ich halte es mit Schopenhauer: Dass die Kunst uns tröstet in der Schwere unseres Seins. Nur sie vielleicht gibt uns einen Sinn für unsere Existenz. Von der Ruhe der Bilder geht ein Sturm in uns aus.

Oscar Wilde im Schatten der Apsis von St. Martin in the Fields. Sein Kopf, der gealterte Dorian Gray, schaut aus seinem Sarkophag-Block frech heraus, vielleicht liest er, was auf seinen Füßen steht: „We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.“ Meinte das Schiller, wenn Wallenstein sagt: „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.“?

 

 

Weiterführend →

Ulrich Bergmann nennt seine Kurztexte ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren auf KUNO eine lose Reihe mit dem Titel Splitter, nicht einmal Fragmente. Lesen Sie zu seinen Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. Eine Einführung in seine Schlangegeschichten finden Sie hier.