Ein Altenheim zu finanzieren ist nicht leicht, die Pauschsätze für die Leistungen am Patienten sind nicht üppig, da kann es schwierig werden, den alten Menschen zu pflegen, ihm die Zeit zukommen zu lassen, die er benötigt, um würdevoll weiter zu leben, ohne zum Sozialkrüppel zu werden.
Ein mögliches anderes Modell könnte man sich an einem Stausee im provinziellen Sauerland vorstellen. Die Lage ist fantastisch, direkt an der Uferpromenade des unteren Beckens, das Heim auf altem Eigentumsgelände gebaut. Das Ideal eines Wohnens mit alten Menschen könnte dort erfüllt werden. Jeder hat seine Vertrauensperson und vor allem seine Aufgabe. Da werden verschiedenste Vogelarten gezüchtet und zu marktüblichen Preisen weiter gege- ben, vermutet Herr Nipp. Von Papageien bis zu einfachen Wellensittichen, alles alles zu haben. Dieser Umgang mit den Tieren ist wirklich wichtig. Ein Altenheim mit glücklichen Menschen und liebevoll gepflegten Tieren.
Man installiert außerdem eine Frittenbude, die nach und nach zu einem Restaurant ausgebaut wird, da kommt weiteres Geld herein, außerdem schafft es Arbeitsplätze und Zufriedenheit bei den Touristen von nah und fern. Gerne wird dieses Restaurant auch von ganzen Gruppen angemietet, die dort zum Beispiel ihre Kollegiumsausflüge abschließen.
Herr Nipp schaute aus dem Speiseraum durch die riesigen Fenster in den Garten mit seinen Vogelvolieren, ein Idyll. Als er bemerkte, dass dort neben dem Gras aus der Mischung „Berliner Tiergarten“ auch das andere Gras (Cannabis Indicum) wuchs, wahrscheinlich aus heruntergefallenen Futterkörnern entstanden, musste er unwillkürlich daran denken, dass es wohl noch andere ungeahnte Möglichkeiten der Finanzierung gab. Wer würde bei einem Altersheim schon daran denken?
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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, KUNO 1994 – 2019
Die unerhörten Geschichten von Herrn Nipp sind glossierende Anmerkungen die sich schnoddrig mit dem Zeitgeist auseinandersetzen. Oft wird in diesen Kolportagen ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben. Wir lesen sowohl überraschendes und unerwartetes, potentiell ungewöhnliches, das Geschehen verweist auf einen sich real ereigneten (oder wenigstens möglichen) Ursprung des Erzählten.
Weiterführend →
Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.
Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421