Aufgetriebene Blätter. Der Boden regennass. Wind, der nur verhält, um unerwartet wieder Schirme umzustülpen, Röcke anzuheben und Hüte zu entführen. Ein gelber Ton über allem. Ein Oberton, denke ich, wie sieht seine Melodie aus. Rasche Schritte. Vielleicht der Weg zur Stadt: Fassadentheater erleben, selber spielen. Ein Schritt weist hierhin, ein anderer verharrt. Einer will in den Pfützen-Spiegel, ein nächster weicht dem Wasser aus. Sechsuhrschatten. Lichtergewirr. Und Bea ist nicht da.
Da kommt mir das klare Lampenrund gerade recht. Locklicht im Dämmer, groß genug, um Fahrzeuge von ihrer Bahn abzubringen. Um Motten wie mich – übertreib ´s nicht, widerspricht mir die Stimme im Innern, die immer widerspricht, bleib mal auf ´m – Na ja. Teppich wohl doch nicht ganz. Von Regen und Schaufensterauslagen, von Scheinwerfertastfingern spiegelnder Asphalt. Die Abrollgeräusche immer besser vermarkteter minderwertiger Reifen. Und überm Eingang das lichterhelle überschäumende Glas. Let ´s have a – Es ist viel zu früh für diesen Besuch bei Bernd. Es ist zu spät, um umzukehren. Ja, ich weiß, das vierte Pint wird morgen wieder im Schädel röhren. Morgen ist eine Erfindung von Albert Einstein. Die Zeit dehnt sich längst zum Quadrat. Meine Energietankstelle liegt heute hier hinter diesen Fenstern. Das geht doch gut ohne sie.
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Weiterführend → Ein Rezensionsessay über Holger Uske von Holger Benkel.
Weiterführend → Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph Pordzik, Friederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.