Bemerkenswerte Komposition

Vor 10 Jahren starb Samuel Beckett in Paris. Ulrich Bergmann mit einer Erinerung an den Iren:

 

Das Spiel mit dem Opernbegriff bzw. Gedichtbegriff finde ich interessant. Natürlich ist das ein Gedicht! Natürlich ist das keine Oper! Es ist eben ein Musikstück von Feldman, und die Sopranstimme wird geführt wie ein Instrument, das ein bisschen spricht.

Stellenweise unterschiedliche Tempi von Orchestergruppen … sehr schwierig, ich kenne das von Conlon Nancarrows Klaviermusik (der benutzte aber Walzenklaviere, spielen kann das keiner, da ist Dirigieren noch eher machbar).

Klanglich viel Gutes. Der Sopran dehnt Wörter und Silben erst ab dem 6. Versabschnitt … Rhythmisch gute Einfälle (‚Montagen‘) bei der absichtlichen Tendenz zu monotonen Tonfolgen in ähnlicher Tonhöhe. Der meditative Aspekt wird zu meinem Glück gering gehalten, fremd-ferne Klänge erzeugen Kälte und passen zum Relativismus der Verse Becketts, die ich mal versuchsweise anders übersetzen will als ich sie in der Fassung im Internet fand. Diese Kälte, das Elegische oder die Melancholie passen gut zu dem poetischen Philosophieren Becketts: Nihilismus, Einsamkeit, Bedeutungsoffenheit bis Leere der Worte, Unmöglichkeit des Begreifens.

 

* * *

Die einzige Oper von Morton Feldman stammt aus dem Jahr 1977. Ihr Libretto ist ein 16-zeiliges Gedicht von Samuel Beckett. Komponist und Librettist hatten sich zwei Jahre zuvor in Berlin kennengelernt, um eine Zusammenarbeit für die Oper Rom zu planen

Photo: Roger Pinard, Bibliothèque nationale de France

Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.

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