Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Losbudenbesitzer schrien heiser in ihre Mikrophone. Nur der Gurkenverkäufer saß friedlich da, vor sich das whiskyfarbene Kukumber–Fass. Es roch nach Dill und Essig und Hefeknödeln. Ein Zahn fehlte in seinem Mund. Er gab das Wechselgeld raus und grinste anzüglich, als eine Dame im blauen Kostüm in eine Gurke biss.
Jacqueline glich Shari und Ansgar mit ihrem Erfahrungsschatz ab. Machte dem Gothic–Girl leise den Hof. Kaufte ihr Lose. Gab ihr ein paar Gläser hellen Biers aus. Und ihre Hand berührte wie zufällig ihren Busen. Sharis schwarz umrandete Augen strahlten für einen Moment wissend und voller Erwartung. Sie taxierte Ansgar. Sein Gesicht sagte: „Ich scheiß auf die Welt!“ Seine Augen: „Ich werde daran zugrunde gehen.“ Er bemühte sich, die technischen Einzelheiten des Fahrgeschäftes zu verstehen: „Auf einer maximalen Schienenlänge von 1.123 Metern erreichen die Wagen eine Spitzengeschwindigkeit von 130 Stundenkilometer.“
»Boah ehj, Thriller, never seen schriller!«, rülpste Ansgar ein Erstaunen hervor. Beiläufig striffen Jacquelines Fingernägel über Sharis Oberschenkel. Die schreckte kurz zurück, dann presste sie ihren Po kurz in Jacquelines Hand. Gleichzeitig drückte sie die Hand Ansgars, der erstaunt in Sharis Augen sah, die schmal zusammengezogen waren.
Jacqueline riss das Paar einfach mit. Vorbei an Bierständen, am Bayernzelt, Nyltest–Schönheiten mit zu groß geblümter oder zu klein karierter Garderobe, an tumben Eckenstehern, traurigen Kampftrinkern mit schaler Bierbrühe im Glaskrug, verzweifelt ineinander verkrallten Tanzpaaren, vorbei an allem und zielgenau in den Strudel der Begierden.
Jacqueline stieg flink über die brusthohe Mauer des Friedhofs. Über den Gräbern duftete es nach Kompost und Popcorn. Die zuckenden Lichter erhellten die Gräber schemenhaft. Shari und Ansgars Augen mussten sich an die Dunkelheit gewöhnen. Sie belauschten ein Pärchen, das hinter einem Grabstein rammelte. Das Paar schnaufte und grunzte. Rhythmisch zappelten sein Arsch und ihre Beine. Die Lautstärke ihrer Schreie nahm zu.
Blitzkriegbop. Jacqueline ergriff die Initiative. Sie griff Shari zwischen die Beine. Das Gothic–Girl zog überrascht die Luft ein. Ansgar ging luftgitarrenmässig in die Knie und betrachtete die beiden. Jacqueline zog Shari zu sich heran. Ihre Körper klatschen aneinander. Die Hände glitten an den Flanken auf und ab. Jacqueline stieß Ansgar um, stellte sich mit gespreizten Beinen über ihn und trat ihm derb in die Hüfte.
Über Ansgars ausgestrecktem Körper fanden sich ihre Münder. Das machte ihn rasend. Er öffnete seine Hose, holte den Harten heraus und wollte sich einen schleudern. Shari und Jacqueline sanken zu ihm herab. Das Gothic–Girl liebkoste seinen Pint, und Jacqueline kurbelte an seinen Brustwarzen, küsste seinen Mund, stiess ihre Zunge hart hinein, bis er völlig außer sich war. Zog eine Speichelspur über seinen Nabel langsam zu Ansgars Pint, traf sich über seiner Eichel zu einem Zungenkuss mit Shari. Kurz vor seinem Orgasmus ließen sie von ihm ab.
Jacquelines sehnige Hände legten sich um Sharis Hals. Shari zog Jacqueline zu sich herüber. Die Ältere nahm die Perle zwischen die Zähne. Pustete sie an. Ansgar sah zwei Körper, Finger, die Öffnungen fanden, die sich liebkosten und vor Erregung zitterten. Er sah Shari in die Augen, als sie konvulsivisch zuckend kam. Ansgar verspürte den eisigen Hauch der Eifersucht. Jacqueline zog mit einer lässigen Handbewegung ihr Sommerkleid über den Kopf. Sie trug rote Spitzenunterwäsche. Herausfordernd stellte sie sich über ihn. „Wie kann ich die beiden dazu bringen, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen?“ Sie hockte sich auf Ansgars Geschlecht. Jacqueline war halbwegs feucht, als sie sich auf ihn setzte und langsam bewegte. Als sie ihren Höhepunkt kommen fühlte, fing sie an, ihn zu schlagen. Shari küsste seinen Mund. Er konnte jede Kontraktion spüren. Sharis Zunge war hart in seinem Mund. So hart wie der Schwanz eines Mannes. So hart wie sein Schwanz in Jacqueline. Sie fing an, ihn leicht im Rhythmus ihres nahenden Höhepunktes zu schlagen. Ihn ins Gesicht und ihr auf den Po. „Die Demarkationslinie zwischen Angst und Lust“, dachte Ansgar, dann kam er mit Jacqueline, die ihn im selben Augenblick mit der Faust in sein Gesicht schlug.
Fortsetzung folgt.
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Massaker, ein Cranger-Cirmes-Crimi von Barbara Ester und A.J. Weigoni, Krash-Verlag 2001
In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Lesen Sie auch das Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit dem echten Bastei Lübbe-Autor Dieter Walter. Eine Würdigung von Massaker durch Betty Davis lesen Sie hier. Die Hörfassung unter dem Titel Blutrausch hören Sie in der Reihe MetaPhon. Als Tag für die Vorstellung dieses Cranger-Cirmes-Crimis war der 11. September 2001 vorgesehen.