Verspanntheit

 

Giancarlo spürte, wie sich die Verspanntheit unerträglich in seinem ganzem Körper ausbreitete. Er hatte mit Jacqueline den Armen Ritter verlassen. Petra Kauss registrierte ihr Fortgehen mit gemischten Gefühlen. Die drei Kinder kamen zurück und beanspruchten mit ihren lebhaften Erzählungen die ganze Aufmerksamkeit ihrer Mutter. Als sie in Richtung Ausgang sah, waren die Frischverliebten verschwunden. „Frisch verliebt?“, schoss es ihr durch den Kopf. „Nie und nimmer. Das war was anderes…“ Gefühle waren ihr wie ein Rätsel in einer Zeitschrift, das es zu lösen galt. „Sollen sie bleiben, wo der Pfeffer wächst!“, dachte sie in einem Anflug von Ärger, der darauf beruhte, dass ihr Göttergatte sich nicht ausfragen ließ.

»Hübsches Gestell…«, merkte Reiner mit Kennerblick an. Aber das gefiel Petra nicht.

»Hab‘ dich nicht danach gefragt, ob sie hübsch ist«, mopperte Petra. Damit waren Ansagen zu diesem Thema beendet. Reiner schwieg wie immer. Nun hatten die Kinder wieder das Wort:

»Krieg’n wir noch ’n Eis?«

 

 

Fortsetzung folgt.

***

Massaker, ein Cranger-Cirmes-Crimi von Barbara Ester und A.J. Weigoni, Krash-Verlag 2001

Weiterführend →

In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Lesen Sie auch das Kollegengespräch von A.J. Weigoni mit dem echten Bastei Lübbe-Autor Dieter Walter. Eine Würdigung von Massaker durch Betty Davis lesen Sie hier. Die Hörfassung unter dem Titel Blutrausch hören Sie in der Reihe MetaPhon. Als Tag für die Vorstellung dieses Cranger-Cirmes-Crimis war der 11. September 2001 vorgesehen.