Dritte handgeschriebene Anthologie

 

JESSE GLASS
MY SYMPHONY

Everything
You hear
While reading this.

Lyrik findet in den Nischen statt. Lyrik ist nicht wichtig, aber wesentlich. Lyrik ist Sache der „happy few“. Diese wenigen allerdings würden krank ohne die Gedichte. Indem wir die Handschriften der Dichterinnen und Dichter (zusätzlich bereichert durch die originalen Graphiken der Künstler) in den jeweils 37 Künstlerbuch-Exemplaren sammeln, gehen wir auf mindestens doppelte Spurensuche: Denn jedes Gedicht – so es denn Gedicht sein will −, ob Druck oder Autograph, verrät die Handschrift seines Autors und bringt uns Leser in seine Nähe: Das handgeschriebene Gedicht tut es zweifach. Nicht selten äußern die Teilnehmer bei der Einladung Bedenken, ob ihre „schlechte“ Schrift wohl geeignet sei, in einem derartigen Sammelband „verewigt“ zu werden. Welche Lehrer mögen diese Dichter gehabt haben? Schlechte Schrift? So etwas kenne ich nicht. Ich bin bei 2002, nach Wörter sind Wind in Wolken und VorBild dritter Band der handgeschriebenen Anthologien in der edition bauwagen, erneut begeistert von der Vielfalt der Handschriften, die auch dieses Buch wieder zu einer graphisch-visuellen Leseabenteuerreise machen, bei der allerdings auch manche autographische Klippe zu meistern ist. „Immer wieder“, so schrieb mir Hans Bender, Teilnehmer des ersten Bandes, „nehme ich WÖRTER SIND WIND IN WOLKEN zur Hand, blättere darin und schaue mir die Handschriften an.“ Wer würde das tun ohne die Gewißheit, jedesmal eine weitere faszinierende Entdeckung zu machen? Karl-Friedrich Hacker und mir ist die Lust an autographischen Entdeckungen auch nach diesem dritten Band, mit dem nun Handschriften von fast 60 Dichterinnen und Dichtern vorliegen, nicht ausgegangen. Das vierte Autographenbuch, das im Sommer 2003 erscheinen soll, ist schon in Vorbereitung. Die Politiker machen weiter, die Verkäufer machen weiter, die Beamten machen weiter, die Rentner machen weiter, die Kinder machen weiter, die Lyriker schreiben weiter, und die Anthologisten edieren weiter.

 

 

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2 0 0 2  Dritte handgeschriebene Anthologie, von Theo Breuer,  edition bauwagen 2002
Dritte handgeschriebene Anthologie mit Gedichten von Holger Benkel, Theo  Breuer, Hansjürgen Bulkowski, Hugo Dittberner, Marjana Gaponenko, Jesse Glass, Marianne Glaßer, Stefan Heuer, Franz Hodjak, Antje Paehler, Olaf Velte, Fritz Werf, Heinz Stein, Christoph Leisten, Anton G. Leitner, Arne Rautenberg, Ludwig Steinherr, Johann P. Tammen, Maximilian Zander sowie Graphiken von Karl-Friedrich Hacker, Heinz Stein und Jean Delvaux, 65 Blätter.

Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.