Lauschepper

Zum Tag der Arbeit plädiert Herr Nipp für eine gerechte Honorierung der geistigen Arbeit.

Es kann nicht gerade als sonderlich erquicklich bezeichnet werden, wenn man als Künstler oder sonstiger Kulturschaffender zu einem halbherzig vorbereiteten Vortrag über bestimmte Vermarktungsmöglichkeiten im jeweiligen weiteren Lebensumfeld eingeladen wird. Die Veranstalter solcher „EVENTS“ scheinen entweder zu glauben, nur Kopfnicker vor sich zu haben, die alles ehrfürchtig glauben, was da vorgestellt wird (Wen aber beeindruckt heute noch ernsthaft die Nutzung eines Beamers und eine mäßig gestrickte Powerpoint-Präsentation?), oder aber völlig angenehm ausnutzbare Milchkühe, die zu melken sind. Die auch noch glücklich sind, gemolken zu werden. Ja, das machen wir.

Da wird eine nur vage gedachte Perspektive in den Raum gestellt, ohne in irgendeiner Richtung Hintergründe recherchiert zu haben, da werden Fragebögen ausgegeben, natürlich streng anonymisiert, man versucht vorgeblich eine „offene Diskussion“ anzuschieben, unterbricht mit langen Zwischenreden aber immer dann den Fluss, wenn die Leute auch noch bestimmte Sachverhalte kritisieren oder wenigstens hinterfragen. Dieses System scheint erfolgreich zu sein.

Letztlich geht es dann meistens um eines: Künstler und Kulturschaffende sollen ihre Ideen einbringen, die ganz nebenbei auch noch mitgeschrieben werden. Sie wollen eigentlich vor allem drei Dinge:

1.: Helft mit, das zu organisieren, opfert eure Zeit

2.: Opfert euer Geld und bezahlt gefälligst eure Getränke

3.: Bringt eure Ideen ein, dann haben wir sie umsonst und können diese mit anderen Künstlern umsetzen

Diese Art des Abschöpfens wird auch Lauschepperei genannt, die Aktiven sind die Lauschepper, die Künstler werden abgeschöpft.

 

 

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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, dokumentiert auf KUNO 1994 – 2019

Weiterführend → Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Außerdem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus die bibliophile Kostbarkeit Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Begleitendes zur Veröffentlichung des Buches Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp (Mit Fotos von Stephanie Neuhaus). Über die historische Aufgabe von Herrn Nipp aus Möppelheim.

Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Diese bibliophile Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421