Wir sehen einer neuen Form des Kinos zu, das sich aus unendlich vielen Versatzstücken zusammensetzt, oder sehen wir dem Auseinanderfallen des Kino-Epos in seine Bestandteile zu?
Dies ist ein Film, der ausschließlich aus anderen Filmen besteht. Die Stärke des Regisseurs liegt in der Adaption von verschiedenen künstlerischen Konzepten, die er nach Belieben miteinander vermengt und damit etwas im jeweiligen Kontext als vermeintlich „NEU“ geltendes schafft, was aber letztlich immer eine – wenn auch durchaus kreative – Rekonstruktion bestehender Ideen ist. Er ist ein Lügner, der uns Dinge vorgaukelt, auf die wir immer wieder hereinfallen. Sehr schön zu betrachten an dem Racheepos Kill Bill, der ausschließlich auf Zitaten besteht. Dieser Film arbeitet mit vorhandenen Strukturen, ein musikalisch-textlich-performatives Rollenspiel. Und natürlich liegt genau darin der Reiz. Tarantino wiederholt nicht, er schafft neue Kontexte, in denen Kunst sich entsprechend neu entfalten kann, er reorganisiert Vorhandenes und schafft damit eine neue Ästhetik. Ein Meisterwerk des Trash.
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Kill Bill, zusammengeklaut aus der Filmgeschichte, mit einem Quentchen Tarantino, 2003
Weiterführend → Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Erweiternd dazu ein Porträt von Eva Kurowski, der Gorgeous Queen of Ruhrgebeat-Trash. 1989 erscheint das Debüt der singenden Herrentorte, Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge, produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr in „Bad“ Mülheim, einem Nebenarm des Gutenberggalaxis. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp.