Du bist eine Lilie
Aus Lodern und Schnee –
Ein Licht, ein graziles,
Aus Düften gedreht.
Ich lieb den Gedanken,
Daß du mich so liebst,
Als gäbs keine Schranken
Im Sehnsuchts-Betrieb.
Timalien, Tangaren
Umschwirren dich bunt –
Ihre Syrinx-Fanfaren
Bereisen das Rund:
Aus Rauch und Bromelie
Und Feuer bei Nacht –
Aus Glanz und Corbelie,
Blatt und Küssen gemacht.
Gefiederte Träume –
Bis tief in den Tag
Durchfluten die Räume,
In die ich dich trag.
Als gäbs keine Schranken
Im Sehnsuchts-Betrieb:
Lieb ich den Gedanken,
Daß du mich so liebst.
Ich tauche den Schnabel
Ganz tief in dich ein;
Ich führe die Wabe
Im Flügelkleid heim:
Eine Glücks-Amazilie
Im Feder-Karree –
Du bist eine Lilie
Aus Lodern und Schnee.
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Weiterführend → Lesen Sie auch das KUNO-Porträt des Lyrikers André Schinkel.
→ Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.