Gegen die Schwerkraft der Sinne

 

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LARS-ARVID BRISCHKE

 

Während allzu viele verantwortliche Leute in der westlichen Hemisphäre in erster Linie immer noch höher und noch weiter hinauswollen (wohin nur wollen sie?) und weit mehr Unruhe stiften als sonst etwas, sitzen Jahr für Jahr die Dichter da, um mit der Hand ihre Gedichte für die edition bauwagen zu schreiben. Sie halten inne im Wettlauf des Daseins und erleben – Mal um Mal abschreibend – ihre Verse – intensiver denn je? Genau 100 Menschen haben sich seit 2000 an diesem mittelalterlich anmutenden Unterfangen beteiligt, und es liegen nunmehr fünf Bände vor. Als ich Hans Bender, dem ich Gegen die Schwerkraft der Sinne widmen möchte, am 1. Juli 2004 telefonisch zum 85. Geburtstag gratulierte, meinte er abschließend: „Ich habe übrigens zwei Griechen zu Gast, und gleich sehen wir uns das Spiel der griechischen Mannschaft im Fernsehen an.“ Wie dieses und das nächste Spiel ausgegangen sind, wissen wir ja alle und lassen die portugiesischen Wochen hinter uns mit der Erkenntnis, daß die Griechen offenbar nicht nur die Lyrik erfunden haben.

 

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Gegen die Schwerkraft der Sinne, Theo Breuer (Hg.) edition bauwagen 2004

Fünfte handgeschriebene Anthologie mit Gedichten von Michael Arenz, Margot Beierwaltes, John M. Bennett, Beat Brechbühl, Theo Breuer, Lars-Arvid Brischke, Peter Engel, Evert Everts, Adrian Kasnitz, Alexander Maria Kiefer, Jürgen Kross, Hartwig Mauritz, Dieter P. Meier-Lenz, Jürgen Nendza, Peter Riley, Helmut Schmale, Gerd Sonntag, Rainer Stolz und Ron Winkler, originale Graphiken von Karl-Friedrich Hacker und Karin Klemm, 70 Blätter.

Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.

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