Kopf in Fernsprache

Wenn du irgendwo unsichtbar
versteckt dir im Traum etwas zurufst,
zurufst etwas,
das du lange vergessen hast
und bittest dich
wenn du später sichtbar versteckt
entdeckt wirst darüber
zu schweigen

 

Der Kopf, ist er ein Beweger oder ein Bewegter? Er ist auf seiner Schale taub und im Innern fliehen die Gedanken auf waghalsigen Bahnen vor den Schmerzen, die er sich zufügen läßt von Fernsten und gleichgültigsten fremden Zwietrachten. Vom Kopf her überzieht es den verstörten Körper mit einer zu kleinen Haut. Im Schlaf, immer fliehend vor seiner bewußtlosen Tiefe, da möchte nichts an Körperseinwollen wirklich ausruhen. Als sei ein alter Befehl gültig: nicht einschlafen; es reißt dich da plötzlich und bald sehr schnell und hart wieder heraus und macht dich klein so klein in deinem Selbstversteck. Die Träume bersten vor tumben Verfolgern mit zynisch-freundlichen Gesichtern. Ihr Lächeln entgleist erst ins Grinsen, dann ins übelwollende Zuneigen, wenn sie Schwäche spüren. Da ist von der Endgültigkeit eines Ausgeliefertseins etwas, ein Grimassieren in scheinsorgender Falschheit, die einem immer letzten Schritt gilt, den du wagen sollst, bis du dich toderschrocken ins Wachsein reißt.

Der Kopf, er war ein Bewegter, als Beweger, damals. Er schlug lange gegen sich selbst unlängst wie vor Urzeiten. Und wenn keine Kraft mehr war, dann, dann endlich konnte er, durfte er trösten, für das, was er sich angetan hatte. Ein Trösten wie welkes Knistern, duftend nach erdigen vernichtenden Brauntönen – Herbstlaub zertreten unter fahrigen Schritten.
Sich etwas antun, wie man sich ein schönes Kleid mit langsamen, beobachtungsgewissen Bewegungen antut, armes Kleid, das zu klein ist, arme Haut, die immer allzu viel Dichtgedrängtes überspannen mußte.

Fernsprache du, hilf dem Kopf, den Weg zu verstehen, den er mit sich und immer an sich vorbeiführt seit Kinderzeiten.

 

 

 

Weiterführend →

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd