Herr Nipp war einen kleinen Zubringerbach des Möhneseestausees mit dem Fahrrad entlang gefahren. Grüne Wiesen zwischen den Bäumen, eine unglaublich Idylle, fast unerträglich schön. Da sprießen junge Farne und öffnen ihre hellstmaigrünen Kronen. Einige Weißdorne bieten Unterschlupf für die zahlreichen Singvögel, die man mehr hören als sehen kann, lediglich die Bewegungen sind auszumachen, wenn sie ihren Platz fluchtartig verlassen. Dann kann noch ein Flügel gesehen werden, der restliche Körper ist schon hinter dem Baumstamm verschwunden und wird dahinter nicht mehr hervorkommen. Eine Wirkung wie in einer Jagdbeschreibung von Hermann Löns, der wie kaum ein anderer mit Liebe einen Auwald beschreibt, während er mit seiner Angel aufmerksam den Bach erkundet und auf den legendären alten Fisch hofft, der so viel Erfahrung hat, dass ihn nie ein Angler erwischen konnte. Tatsächlich sieht er die Rücken einiger flussaufziehender Fische, an einigen Stellen schnappen sie nach Insekten, die rettungslos auf die Wasseroberfläche gefallen sind. Die Fahrt ist ein Märchen, bei traumhaftem Wetter. Hier muss es wohl auch viel Wild geben, alle hundert Meter findet sich ein Ansitz für Jäger.
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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, KUNO 1994 – 2019
Die unerhörten Geschichten von Herrn Nipp sind glossierende Anmerkungen die sich schnoddrig mit dem Zeitgeist auseinandersetzen. Oft wird in diesen Kolportagen ein Konflikt zwischen Ordnung und Chaos beschrieben. Wir lesen sowohl überraschendes und unerwartetes, potentiell ungewöhnliches, das Geschehen verweist auf einen sich real ereigneten (oder wenigstens möglichen) Ursprung des Erzählten.
Weiterführend →
Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.
Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421