Monat: Januar 2005

Liebst du um Schoenheit

    Liebst du um Schoenheit, o nicht mich liebe! Liebe die Sonne, sie traegt ein goldnes Haar! Liebst du um Jugend, o nicht mich liebe! Liebe der Fruehling, der jung ist jedes Jahr! Liebst du um Schaetze, o nicht…

BAUM

versperrt der schlagbaum kahles holz den dreiweg seh ich über mir kopf krone sonne die figur hängt herab am eignen material geopfert das blatt noch im haar tötet der ast ein kind das licht aus blüten treibt zur falschen zeit…

Mondschein liegt tief in das Haus herein

  Mondschein liegt tief in das Haus herein Wie Milch, die über die Dielen lief. Vor der offenen Tür sitzt Garten und Hain Voll Schattenköpfe, die keiner rief.   Und Wolken kleben am Mond totstill, Sie bleiben über den Wegen…

Letztes Lied

  Liebte dich, liebte dich Innig und treu; Röslein im Tod verblich; Hin ist der Mai. Hin ist Hin! Tot ist tot!   Lebe wohl, lebe wohl! Mein Mädchen mild. In meinem Busen soll Nie verglühn dein Bild. Hin ist…

DAS MASSAKER

  bis zur unkenntlichkeit verstümmelte leichen liegen durcheinander in einer flachen mulde männer frauen kinder daneben auch tote tiere die neuen machthaber filmen dokumentieren für die gerechtigkeit für später sagen sie dann werden die körper in plastikplanen gehüllt die pakete…

Performanz

  Wiedererschienen  im Jahr 2017 in einer limitierten und handsignierten Ausgabe von 100 Exemplaren, ergänzt durch das auf vier CDs erweiterte Hörbuch.

Traum

  Durch die Büsche winden Sterne Augen tauchen blaken sinken Flüstern plätschert Blüten gehren Düfte spritzen Schauer stürzen Winde schnellen prellen schwellen Tücher reißen Fallen schrickt in tiefe Nacht.     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch…

Sieben Gedichte I

  Auf einmal faßt die Rosenpflückerin die volle Knospe seines Lebensgliedes, und an dem Schreck des Unterschiedes schwinden die [linden] Gärten in ihr hin         Mit seiner in den Neuen Gedichten vollendeten, von der bildenden Kunst beeinflussten…

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Wirbelst die Flügel so dicht in deinem Gesicht willst Kind sein wieder vom Himmel Mitten hin weg dieses Hirn denn sonst die Zungen so festgefroren und um welchen Preis Feuer unter der Haut so Sehnsucht wenn Augen nicht sehen und…

Vergessenes

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Aus dem Hinterland der Lyrikrezeption. Von der Wahrnehmung des Nebensächlichen

Die Megazentren Berlin, Frankfurt, Hamburg und München sind nicht die alleinigen Nervenzentren des deutschsprachigen Lyrikschaffens. Gute Gedichte entstehen auch in der Provinz und werden überwiegend außerhalb der renommierten Großverlage veröffentlicht. In Theo Breuers Buch Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000…

Abschied

  aus Sternenstaub   rasend der Sturz   auf das Blau   begann dein Licht   im Ablauf der Tage   den Wechsel zur Nacht   verlosch die Spur   unter dem wachenden Blick   auf deinen Atem    …

VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie

Präludium – Sprache als Medium des Denkens   Es beginnt immer mit einem Wort. Einem Wort, das Strahlkraft besitzt und mich buchstäblich im Moment der Entdeckung überzeugt. Fast magnetisch werden aus dem Umfeld weitere Worte angezogen und im freien Spiel…

Wandlung eines Körpergedichts

für Fulvia du sollst die knittrigen Wangen meines Gedichts so lange auf den Lindenholzbrett ausrollen, bis es feinund glatt wird wie ein hausgemachter Nudelteig,dir ein Wunderland daraus formen und alles inzwischenVerlorene oder noch nie Gehabte. Zum Beispiel einsprechendes Pferd als…

DER HUNGER

  Er fuhr in einen Hund, dem groß er sperrt Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft Sich lang heraus. Er wälzt im Staub. Er schlürft Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt.   Sein leerer Schlund ist wie ein…

Kleinheinrich

Ein Buch muß Wunden aufwühlen, sogar welche verursachen. Ein Buch muß eine Gefahr sein. E.M. Cioran Auch deshalb fürchten die Diktaturen die Bücher, verbrennen sie und schicken die Schriftsteller, die sich nicht gleichschalten lassen, in die Wüste, in den Gulag,…

Ballade des äußeren Lebens

  Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, Und alle Menschen gehen ihre Wege.   Und süße Früchte werden aus den herben Und fallen nachts wie tote Vögel nieder Und liegen wenig…

Auf der Auer Dult

  Zwischen lauter bunten Dingen, Trödlerkram und Putz und Tand, Tempelleuchtern, Ketten, Ringen, Humpen und Toleder Klingen träumt ein grauer Bücherstand.   Nun, er ist nicht überlaufen! Nur ein bleicher junger Mann wühlt in dem verstaubten Haufen, um für wenig…

Irrlichter

  Ungeziefer mannichfaltig Nagt der Geister Ruhm; Viel Gesindel, allgestaltig Nascht vom Heiligtum.   Ja und Nein, und Mehr und Minder Würfeln sie herum Drehn und kehren es geschwinder Schnell im Kreise um.   Ihnen gibt es kein Geheimnis Als…

DEUTSCHLAND – EIN WINTERBILD

  Langsamer knirschender Abend Im Schnee brennen die Ge- danken Feuerschlucker ohne Gefolge folglich ohne Applaus Jemand fängt die Kälte mit den Händen wirft Luftschlösser in die Nacht Keiner ist hier wirklich alleine steht uns doch Deutsch- land zur Seite…

Der Schreiber ist beim Schreiben allein

  Jeder hat seine Art zu schreiben, er gibt sich selbst die Regeln. Er geht von sich aus und von der Welt. Der Autor macht sich im Schreiben kollektiv. Das Kollektive geht durch ihn hindurch – das ist dann gelungene…

PARK MONCEAU

  Hier ist es hübsch. Hier kann ich ruhig träumen. Hier bin ich Mensch — und nicht nur Zivilist. Hier darf ich links gehen. Unter grünen Bäumen sagt keine Tafel, was verboten ist.   Ein dicker Kullerball liegt auf dem…

Gedicht aus Norwegen für Helma

  In einem Garten blühen Lilien.Sie blühen munter, und sie schilienZum Nachbargarten, ob die rote Nelke,Die ihnen wohlgefällt, auch nicht verwelke.Die rote Nelke nelkte mild zurück.Der Lilien Schielien war ihr ganzes Glück.So schiele ich, mein liebes Weib, Dir zu,Dein mildes…

amerika

    amerika schickte freßpakete nach berlin und soldaten nach vietnam und killte seinen mythos als sie peter von der harley schossen   und der große buick nahm dich mit dich und dein süßes dollarlächeln wenn du wüßtest wie ich…

SO WHAT

  Wie muss ein Gedichtaussehen? Wie ein auf Hochglanzpoliertes Sonett? Wie eineGebrauchsanleitung? Wie ein alternativerLebensplan? Darf es Eckenund vorstehende Kanten haben oder soll es als gefälligesKleinod parieren? Welchen Werthat es zwischen Romanen, Obstund elektrischen Geräten? Kannes sich behaupten zwischenBestsellerlisten und…

Was die Lyrik betrifft

Ihr Wert, ihre Bedeutung und Stellung in Österreich Vorweg muß gesagt werden: Eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema, eine statistische Datenerfassung, eine Vergleichsstudie gibt es nicht, ist weder mir noch anderen bekannt. Also muß ich mich bei meinen Betrachtungen auf…

Ausgezogen

  Wir waren ausgezogen, den Himmel auf Die Erde zu holen und hatten gestohlen, Was die Welt uns nicht freiwillig gab, Die Welt, das Grab, In das sie uns hineingelegt hatten in Arger Selbsttäuschung, wie sie Sollten wir werden, verkrüppelt…

Europäische Lyrik der Gegenwart

  Zunächst, wie es nicht anders zu erwarten ist, zahllose Namen. Man kann nicht sagen, daß kein Prinzip der Auswahl in ihnen läge. Doch es begreift sich, was dabei herauskommt, wenn man von möglichst jeder Schule einen Vertreter zu Wort…

Transmediale Poesie

Wenn man sich den Ursprung der Lyrik ansieht, so kommt der Begriff selbst von „Lyra“, Leier, sprich, Lyrik war auch Wort in Verbindung mit Klang und Rhythmus. Das bedeutet, in gewissem Sinne ist die Wurzel der Poesie ja schon „interdisziplinär“,…

Start–up

  mit einem Spezialdiktionær das lieblos expatriierte Wortgut vor dem Vergessen bewahren   Gemuetstransfer ins un vordenkliche & genau dort das Scheitern missgluecken lassen   in den Furchen des Tiefdrucks ist: jedes Detail gelæufig jede Ligatur erschreckend vertraut   Magie…