DER HUNGER

 

Er fuhr in einen Hund, dem groß er sperrt

Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft

Sich lang heraus. Er wälzt im Staub. Er schlürft

Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt.

 

Sein leerer Schlund ist wie ein großes Tor,

Drin Feuer sickert, langsam, tropfenweis,

Das ihm den Bauch verbrennt. Dann wäscht mit Eis

Ihm eine Hand das heiße Speiserohr.

 

Er wankt durch Dampf. Die Sonne ist ein Fleck,

Ein rotes Ofentor. Ein grüner Halbmond führt.

Vor seinen Augen Tänze. Er ist weg.

 

Ein schwarzes Loch gähnt, draus die Kälte stiert.

Er fällt hinab, und fühlt noch, wie der Schreck

Mit Eisenfäusten seine Gurgel schnürt.

 

 

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Der ewige Tag, Gedichte von Georg Heym, Rowohlt Verlag 1911

Georg Heym hinterließ rund 500 Gedichte und lyrische Entwürfe; auch unter denen der Hauptschaffensphase, also ab Januar 1910, finden sich nicht nur die später als solche klassifizierten expressionistischen Topoi, sondern zum Beispiel auch Stücke pastoraler Leichtigkeit. Neben diesem umfangreichen lyrischen Werk hinterließ Georg Heym einige Prosastücke sowie wenige dramatische Arbeiten. Seine erster Gedichtband „Der ewige Tag“ erschien Mitte April 1911 beim Rowohlt Verlag. Die Veröffentlichung der Erscheinung zog sich allerdings dadurch hinaus, das Rowohlt Mühe hatte, Heyms handschriftlichen Notizen auf Grammatik und Rechtschreibung zu überarbeiten.

Weiterführend  Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.