Fegefeuer, Flamme sieben

SECHS VERSE SUCHEN EINEN AUTOR

Das Dichten fällt mir diesmal schwer.

Drum muß ein andrer Dichter her.

Sechs Verse sollen es nur sein.

Mir fallen leider keine ein.

So suchen sie, damit was bleibt, den Autor, der sie niederschreibt.

Axel Kutsch und mich verbindet seit Jahren nicht nur die Leidenschaft für Lyrik. Wir sind darüber hinaus im Laufe der Zeit Freunde geworden, die sich in regelmäßigen Abständen hier im 525 Meter hoch gelegenen Sistig in der Eifel treffen, um (über abenteuerlich Alltägliches, Bewunderns- bzw. Bedauernswertes, Charakteristisches oder Charismatisches) miteinander zu sprechen. Der Gang über die Hügel, durch den Wald, in die Winkel des Dorfes oder auf den Friedhof sind dabei genauso liebgewordene Eigenarten geworden wie das Revue-passieren-Lassen neuer Bücher oder in letzter Zeit entdeckter Autoren. Werfen wir einen kurzen Blick auf das Leben von Axel Kutsch, der am 16. Mai 2005 das 60. Lebensjahr vollendet hat:

Axel Kutsch, geboren 1945 in Bad Salzungen/Thüringen, war von 1969 bis 1999 bei mehreren Tageszeitungen als Redakteur tätig. Er lebt heute als freier Schriftsteller und Herausgeber in Bergheim an der Erft. Kutsch veröffentlichte bislang acht Gedichtbände und edierte zahlreiche Lyrikanthologien. Außerdem sind viele seiner Gedichte in Zeitschriften, Schulbüchern und Anthologien erschienen: bei Artemis & Winkler, dtv/Reihe Hanser, Luchterhand, Reclam, Schöningh und S. Fischer u.a. Nach seiner frühen zeit- und gesellschaftskritischen Lyrik wurden seine Texte in den 90er Jahren zunehmend spielerischer und ironischer. So schrieb die Rostocker Ostsee-Zeitung über seinen 1999 erschienenen Band Wortbruch: „Das allzu Problembeladene ist ebenso wenig die Sache von Kutsch wie eine Überbetonung des Formalen. Er setzt auf jenen heiteren, aber darum nicht weniger tiefen Unernst, den erlauchte Vorgänger wie Morgenstern oder Ringelnatz gepflegt haben.“ Und der Kritiker des Kölner Stadt-Anzeiger meinte: „Hat man sich anderwärts satt gelesen, weckt Kutsch wieder Hunger.“

Mit Fegefeuer, Flamme sieben (Ausgewählte Gedichte der Jahre 1985-2005), dem mittlerweile 15. Künstlerbuch der Reihe möchte die edition bauwagen (in deren handgeschriebenem Buch Wörter sind Wind in Wolken und visuellpoetischem Band Wortrakete er vertreten ist) Axel Kutsch zum runden Geburtstag gratulieren. Meine Wertschätzung Axel Kutschs ist bekannt, ich habe darüber immer wieder geschrieben (u.a. ausführlich in Ohne Punkt & Komma), und die erste Anthologie in der Edition YE NordWestSüdOst ist bewußt Axel Kutsch gewidmet, der für mich (neben Hans Bender) zum Herausgebervorbild geworden ist. Seit Mitte der 1980er Jahre hat Kutsch zahlreiche lyrische Sammelbände herausgegeben, von denen ich Blitzlicht, Der Mond ist aufgegangen, Orte. Ansichten und Städte. Verse (alle Landpresse, Weilerswist) hervorheben möchte. Ohne ihn wäre der Bekanntheitsgrad vieler Dichterinnen und Dichter (auch der meine) in deutschsprachigen Landen erheblich geringer. Kutsch vereint in seinen oft umfangreichen Anthologien nicht nur bekannte, sondern auch zahlreiche weniger bekannte Stimmen, die in ihrer Gesamtheit exemplarisch jeweils das repräsentieren, was im deutschsprachigen Raum an zeitgenössischen Versen geschmiedet wird. Mein Interesse an Kutschs Gedichten ist gerade in den letzten Jahren noch einmal gestiegen, und eine Reihe der hier von Verleger und Buchkünstler Karl-Friedrich Hacker in Blei gesetzten und von Hand gedruckten Gedichte gehört zum festen Bestandteil meiner liebsten Verse. Diese in den letzten 20 Jahren entstandenen Gedichte haben ja nicht nur einen Vorteil: U.a. kann ich diese originell gereimte Poesie auch wunderbar auswendig lernen, was wir von den wenigsten Gedichten heutzutage sagen können. Für all das – und mehr – möchte (sicherlich nicht nur) ich dir, lieber Axel Kutsch, zum Anlaß deines 60. Geburtstags am 16. Mai 2005 sehr herzlich danken!

 

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Fegefeuer, Flamme sieben, von Axel Kutsch edition bauwagen 2005 Sechzig Gedichte, fünf originale Graphiken von Karl-Friedrich Hacker, ein handgeschriebenes Gedicht, neunundfünfzig Gedichte sowie Nachwort und Impressum in Blei gesetzt, 65 unpaginierte Seiten, 20 signierte und numerierte Exemplare.

Weiterführend →

Lesen Sie auch die Gratulation von Markus Peters zum 70. Geburtstag auf KUNO. Eine  Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel Kutsch im Kreise von Autoren aus Metropole und Hinterland hier.

Unbedingt zu empfehlen ist der Band Versflug, der ausgewählte Gedichte aus den Jahren 1974 bis 2015 enthält. Neben neuen Gedichten, die zum Teil in Literaturzeitschriften (u. a. Das Gedicht, Matrix) und Anthologien wie „Jahrbuch der Lyrik“ veröffentlicht wurden, enthält dieser „Versflug“ durch rund vierzig Jahre ausgewählte Gedichte aus Kutschs bisherigen Lyrikbänden. Die Anordnung der Gedichte erfolgt nicht chronologisch, sondern in einer themenorientierten Zusammenstellung als doppelbödiges Spiel aus Scherz, Satire, Ironie mit ernsten Zwischentönen.