Monat: Juni 2005

O. T.

  Mit Fußsoldaten, Militaria, daß es für uns schon die Verheißung war“   Wie will ER ’s ändern? Mit Byzanzer schwarten? Legendae aureae  augustinisch zarten?   Verheißung war uns: übern zeitwall schauen daß wir es durften: Retrograd erbauen   daß…

Sieben Gedichte V

  Wie hat uns der zu weite Raum verdünnt. Plötzlich besinnen sich die Überflüsse. Nun sickert durch das stille Sieb der Küsse des bittren Wesens Alsem und Absynth. Was sind wir viel, aus meinem Körper hebt ein neuer Baum die…

Gesalzens Gedicht

  wie es ausgebreitet roh ein wenig aasig süßlich fast schon wieder wie altes Schwitzen vertröstet auf einstige Anstrengung, riecht wie es am Brennen gescheitertes Stroh künstlich und glasig algenduftig geröstet ein kaltes Blitzen aus toten Blicken gelenkt ins Rasen,…

Lyrik im Tropen Verlag

  Unter den vielen Titeln, die der 1996 in Köln gegründete und mittlerweile in Berlin ansässige Tropen Verlag herausgebracht hat, gibt es nur wenige Lyriktitel. Auflagenzahlen von 1500 bis 2000, die für Lyrik heutzutage eher selten sind, lassen mich dennoch…

Fragen der Erkenntnis und ihre sprachliche Repräsentation

Gedichte zu schreiben war für A.J. Weigoni eine Mischung aus Bewußtsein und Intuition. Der Füllfederhalter wurde zur Verlängerung des Denkens. Wie wir einem Kollegengespräch entnehmen, hat eine frühe Erfahrung den Lyriker Weigoni – im wahrsten Sinne des Wortes – geprägt,…

ERFÜLLUNG

  Was tun? Du Ranke! Danken! Dir und der Stunde danken. Das Glück gibt Demut: Fleisch und Brot Und Wein — und Tod! Als hätte ich Sehnsucht gelitten, Machst du mich traurig. O Gott, die traute Stunde Verrät mir, wie…

Letzte Abenteuer

  Zu den großen Träumen der Zivilisation gehört das Leben in absoluter Freiheit, zurück zur Natur. Seit Jahren werden in Outdoor-Läden und sogar von den großen Lebensmittelketten Unmengen an Zelten in allen Funktionen, Formen und Farben an den Mann und…

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: lustig sie blasen Blasen und Lichtschaum Party Performanz ganz sinnlos rock the show trauert Mond als Bogen in Bogen im Gras singen zu sich hingehen wieder: wir *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem…

meeressichtbar

  beim blick hinters fensterkreuz fehlen mir raum und echowellen verschämt schweigt der nachhall erblinden farben und letzte vorbilder meeresrauschen schluckt jedwede logik muschelhohl versucht herzklopfen dem rhythmus der gezeiten unaufgefordert folgen zu leisten sturmmöven segeln knapp über der gischt…

O, Grille sing

  O, Grille sing, Die Nacht ist lang. Ich weiß nicht, ob ich leben darf, Bis an das End‘ von Deinem Sang.   Die Fenster stehen aufgemacht. Ich weiß nicht, ob ich schauen darf, Bis an das End‘ von dieser…

Hinrichtung

  Merzgedicht 9 Ein Mensch verlangte die Hinrichtung Anna Blumes. Hinrichten wuchtet Kreuzigung. Anna Blume kreuzigen hinrichtet Euch. Ring strahlt das Messer wuchten Scharten schwingen Messer. Ring strahlt das Messer Eure Köpfe, ohne Kopf. Ring wogen Leichen ohne Köpfe Taumel,…

Satzkasten

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

Ohryeur

  die flammende Rede verbrennt das gedrechselte Wort an   Kommunikationsschnittstellen werden Schall– & Molekueldruck hœrbar gemacht   Erdenschwere verschwindet & Bewusstseinsinhalte sind alle gleichzeitig verfuegbar   der Nachtsinn nimmt Bilder mit dem Entstehen der Geræusche wahr   aggressives Fauchen…

A perfect day

      Wellen, Wellen Marina Poncho one size drahtlos im freien Raum die Wellen sie schweben so elektro und magnetisch I tell you poems of science and love und wo ist jetzt mein Poncho? Luxemburg ist weit und west…

Falscher Glaube

  Nach sieben mageren Jahren Sollte es doch möglich sein Daß da ein sogenanntes fettes Ins Land geht und ich mich Endlich doch saniere. Zu lange Schon leb ich von der Hand In einen Mund, der wider Jede Vernunft mit…

wahnsinn

  im supermarkt dieses mädchen mit süßwaren lächeln dem ich reflexiv so ganz ohne schuld haftes zö gern auf die brüste glotze an diesem schwül heißen tag die orien tierung verliere qual voll gegen die fleisch theke stoße & schnell…

ABEND BEI DIR

    mein atmend ein schweigen   dazwischen manchmal ein wort   ein vogelruf draußen vor dem fenster   der klang der musik schnee auf dem baum     Weiterführend → Über den dezidiert politisch arbeitenden Peter Paul Wiplinger lesen…

Nostalgisches Problem

    vom monstrum produktionsgerät verdrängt   schreibst du, wenn schwarzes gegen schwarz gedruckt dein wort nicht gegen weißes schlagen kann.   wie schreiben neben der maschine, ein arg elektrisch ding ohne sein tiefgeschwärztes band das dich mit aller welt…

Psalm

Karl Kraus zugeeignet   Es ist ein Licht, das der Wind ausgelöscht hat. Es ist ein Heidekrug, den am Nachmittag ein Betrunkener verläßt. Es ist ein Weinberg, verbrannt und schwarz mit Löchern voll Spinnen. Es ist ein Raum, den sie…

Mondschein

  Bleich und müde Schmieg und weich Kater duften Blüten graunen Wasser schlecken Winde schluchzen Schein entblößt die zitzen Brüste Fühlen stöhnt in meine Hand.     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine Knappheit, Härte und…

Charismatische Blöcke

Ein Charakterbild für Anke de Witt   Steht da. Ruhig. Ernst. Die Augen signalisieren: Ich denke. Ich höre dir zu. Zwei kleine Stirnfalten in der Mitte wollen sprechen: Ich verstehe dich! Die Finger spielen mit dem Mund, der schweigen muss…

Am Rhein

    die Enge des Tals ist zum gelungenen Versuch einer stark befahrenen Straße gediehen. die Burg- ruinen sehen aus, als seien sie mit Lego bereits als Ruinen erbaut. im Braunlicht des Schankraums   nahezu aufgelöst sitzt Großvater beim Verfassen…

Sie gibt sich leicht

  Spielt auf einer Gurke Flöte gibt den Apfelkernen Mädchennamen von exotisch bis vergangen. Sie erklärt konfuse Dinge mit stäubendem Puderzucker im Mund. Regenbogenfarbig splittert sie die Vernünftigen Handflächen zu Nickerchenkissen entlehnt beim Öffnen ihrer Augen nach dem Sekundenschlaf kleine…

Die Hölderlinkrankheit

»Die Hölderlinkrankheit des angehenden zwanzigsten Jahrhunderts ist wie die Ossiankrankheit des endenden achtzehnten dafür reif, … von nobleren Leserklassen abgeschüttelt zu werden« schrieb unlängst Rudolf Borchardt in der Anmerkung zu seinem Aufsatz »Hölderlin und endlich ein Ende«. Man kann sich…

Am Röthaer See

  Wo du bist, ist Tagmond – karg flattert und bleich die Maske über die Wellen und teilt unsre Herzen Bis auf den Grund: ein lichterndes Lauschen – die Blicke der Brombeern, sagst du und siehst dich Scheu um, sind…

Botschaften aus dem Land der Morgenstille

  „Close your eyes and see“, forderte Nam June Paik mit der Installation „Global Groove“ und fordert eine innere Versenkung als die Abkehr von der Oberflächlichkeit. Paiks Aufforderung lässt sich auch im Medienzeitalter verstehen: als Einladung nämlich, alltägliche Bilder und…

Das Ende der Kunstgeschichtler

  Über den Ausspruch eines Künstlers, Kunst sei das Werkzeug, die Realität zu verstehen, hatte sie sich ausführlich und mit inbrünstiger Begeisterung ausgelassen. Das könne sie nur, ja das könne man nur genauso empfinden und sehen. Betonung auf „geeeeenau——so“. Der…

Die Kommenden

  in Kinderplatz, mit Sand und Ruß bedeckt, von kläglich blassen Sträuchern eingeheckt. Da wächst es auf, das kommende Geschlecht, das einst – vielleicht! – der Mutter Tränen rächt. Dort baut es ahnend sich ein hartes Ziel – Das Leben…

Version zwei

  Meine Gedanken vernetzt, nicht geerdet, notverschlossen, ausgesteuert, gegeneinander getrieben von Werbepanzern. Diese Gedanken Noch einmal gegeneinander geschossen, noch kindheitsbeatmet, noch atemlos noch unkaputtbar, weil reißfestes Gedächtnis. Vernimm im Hörschatten unartikuliert Rufe nach einer Sprache, die tanzt. Stattdessen Schreisalven. Blickgesten…