’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein! ’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn!
Was sollt’ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen,
Und blutig, bleich und blaß, Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb todt
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnoth?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöthen
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich’ herab?
Was hülf’ mir Kron’ und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun! ’s ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht Schuld daran zu seyn.
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Matthias Claudius glorifiziert den Krieg nicht, sondern schildert ihn als grausam und leidvoll. Er benutzt dabei eine nüchterne Sprache und Wendungen aus der Alltagssprache. Die Wendung „’s ist leider Krieg“ wird dabei nicht als Floskel, sondern als Ausdruck echten Kummers gesehen. Mit seiner Aussage „ich begehre nicht schuld daran zu sein“ bezieht Claudius eindeutig Stellung gegen den Krieg. Dieser Satz steht am Schluss der beiden Randstrophen und bezieht sich auf den vorhergehenden Ausruf „’s ist leider Krieg“. In der letzten Strophe klingt zudem eine Kritik am absolutistischen Bellizismus der Epoche an. Mit dem Vers „Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?“ gibt sich das lyrische Ich als Fürst („Kron und Land“) zu erkennen und nennt zugleich die Kriegsgründe, die in den Augen der Aufklärer seit Montesquieu maßgeblich mit der Herrschsucht und Ehrbegierde der europäischen Monarchen zusammenhingen („Gold und Ehre“).