Wir sehen: Wir sind zu vielem fähig, riskieren das größte Unheil oder tun Gutes. Der Natur ist das egal. Sie weiß das nicht. Und wir wissen es letztlich auch nicht, was das soll, was wir Ethik nennen. Die menschliche Existenz ist Bestandteil der Natur – und die hat (vermutlich) kein Bewusstsein, weiß also nicht einmal von sich selbst. So auch unser Denken. Und die Naturgesetze ergaben sich als (vielleicht einzige) Notwendigkeit und sind im Raum biegbar, also an jedem Punkt ein wenig anders. Entsteht die Natur aus dem Nichts, bzw. ist sie nur ein anderer Aspekt des Nichts, oder ist das Nichts nur ein Aspekt des Etwas? Ist die Existenz der Natur überhaupt real? Wir können es nicht wissen, und wahrscheinlich sind unsere Gedanken über das, was wir nicht wissen können, noch nicht einmal eine Art Kurzschluss im Molekulargefüge des Seins, sondern vollkommen unbedeutende Tautologien, also das Nichts als Formulierung. Die Welt hat keine Augen, wozu auch, sie sähe nur sich selbst oder das Nichts, was dasselbe ist.
Unserem Leben kommen wir nur als Dichter bei. Indem wir das, was wir für real halten, zur Fiktion machen, als wären wir Schöpfer, bilden wir uns Verständnis und Erkenntnis ein. Und die Naturwissenschaften machen nichts anderes, nur dass dort die zusätzliche Zahlensprache eine größere Bedeutung hat und die Hoffnung auf Erkenntnis von grandioser Naivität ist und der Glaube an die beobachteten Tautologien religiöse Kraft erlangt.
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Aus der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft Gedanken über das lyrische Schreiben.
Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.
→ Eine Würdigung von Ulrich Bergmann finden Sie hier.