1
Die Leute, die die ICE‘s besteigen,
unterscheiden sich auffällig
von den Leuten, die in den Bahnhöfen
liegenbleiben.
2
Ob man oder nicht die Schneedecke
als Leichentuch bezeichnen sollte,
ist eine Frage des Standorts
des Betrachters.
3
In diesen Tagen würden viele Menschen
lieber in Gedichten vorkommen
als im Straßenverkehr
oder in Einkaufszentren.
4
Schließen wir schnell die Fenster, Maria,
bevor das Knattern der neuen Motorräder
der gehobenen Mittelklasse
die geliehenen Engel verscheucht.
***
Der Lyriker, Essayist und Aphoristiker Maximilian Zander veröffentlich seit Mitte der 1990er-Jahre Zander Gedichte und Aphorismen. Seine lakonischen (immer wieder auch metalyrischen) Gedichte, die u. a. in Literaturzeitschriften wie ndl, Muschelhaufen, Faltblatt und Anthologien wie Axel Kutsch, Versnetze (2005) oder Theo Breuer, NordWestSüdOst (2003) sowie in bislang vier Gedichtbänden erschienen, setzen sich auf ironisch-distanzierte Art und Weise mit Alltag und Gesellschaft aus der Sicht eines welterfahrenen Menschen auseinander.
Weiterführend →
Lesen Sie auch seinen Essay über Lyrik. – Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.