Es ist unschwer, zu erraten, daß in diesem Verlag der Holzschnitt eine entscheidende Rolle spielt. So findet sich denn auch in fast allen Publikationen der Gelsenkirchener Edition Xylos ein Holzschnitt von Heinz Stein, der den kleinen Verlag zusammen mit seiner Frau Irmgard seit Jahrzehnten führt. Ich bin verblüfft, festzustellen, daß so bekannte Dichter wie Karl Krolow, Reiner Kunze oder Gabriele Wohmann ihre lyrische Visitenkarte mit Erstdrucken abgegeben haben. Oft sind es Mappenwerke mit einem faksimilierten handgeschriebenen Gedicht und originalem Holzschnitt, dann mit Handfaden gebundene Hefte von etwa 22 Seiten wie die Literaturzeitschrift Solitär, die jeweils einen Autor vorstellt. So erschien die 5. Ausgabe 1999 zum 50. Geburtstag von Jürgen Völkert-Marten (dessen Buch Vorläufiges Fazit 1994 anläßlich des 20jährigen Bestehens herauskam) u.a. mit dem Gedicht
HOFFNUNGSFROH STIMMEND
die Tatsache, daß 35.000
Menschen im Stadion
„Eintracht!“
brüllen
Die broschierten und mit einem vom Stock gedruckten Holzschnitt bereicherten (in limitierter und numerierter Auflage erscheinenden) Bücher gefallen mir besonders im Programm der Edition Xylos, in der nach wie vor unermüdlich neue Publikationen vorbereitet werden, die interessante Dichter wie Joachim Grünhagen oder die Bulgarin Blaga Dimitrova („Schreib jedes Gedicht/ als sei es das letzte“) vorstellen.
* * *
Weiterführend → Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.
→ Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph Pordzik, Friederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.