Wer auf Wänden malen will, sollte sich mit den Strukturen und Beschaffenheiten der Untergründe intensiv beschäftigen. Besonders raue Wände mit tiefen Rissen oder Furchen sind nur eingeschränkt für sehr feine Malereien zu verwenden. Entweder man spachtelt solche Stellen bei, füllt die Fehlstellen mit Mörtel oder Feinputz aus oder verändert die vorgesehene Arbeit. Glatte Untergründe eignen sich eigentlich immer, da auch grobe Malereien auf ihnen zu verwirklichen sind, teilweise muss hier mit Hilfe von Spachtelmassen gearbeitet werden, um der Wand lebendige Strukturen zu verleihen.
Farbe korrespondiert mit Licht. Man entscheidet aufgrund des Malgrundes und seiner Textur, der Materialchemie, sowie Untermalung über den Einsatz der Farben. Dabei hat jede Farbe ihren eigenen Charakter, ich spreche nicht von Farbtönen. Ein Fresko ist nicht mit einer Enkaustik zu vergleichen, ein Secco nicht mit Abtönfarbe aus dem Baumarkt. Die Technik sollte also sorgsam gewählt werden, denn sie entscheidet zu großen Teilen über die Wahrnehmung eines Bildes.
Oberflächen sind Erlebnisräume für den Tastsinn, es geht um Anziehung und Abstoßung. Sehen und Berühren ergänzen sich. Oberfläche wird zur Haut der Architektur, Möglichkeit haptischer Kontaktaufnahme, Berührungspunkt. Was ist eine Mauer, wie ist sie beschaffen, welche Informationen kann ich direkt erfahren? Wärme, Kälte, Nässe, Trockenheit, Struktur, Härte, Weichheit, Festigkeit…
Wände sagen vieles über die Bewohner und Nutzer des Hauses, Spuren der Nutzung werden sichtbar, fühlbar, teilweise auch hörbar. Architektur durch die Oberfläche als Zwiesprache mit den Menschen sehen. Auch Wände erzählen Geschichten.
***
Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, dokumentiert auf KUNO 1994 – 2019
Weiterführend → Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Außerdem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus die bibliophile Kostbarkeit Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Begleitendes zur Veröffentlichung des Buches Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp (Mit Fotos von Stephanie Neuhaus). Über die historische Aufgabe von Herrn Nipp aus Möppelheim.
Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.
Diese bibliophile Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421