Begegnungsort: Erster österreichischer Schriftstellerkongreß 1981 in Wien. Dann kaum Berührungspunkte. Nenning bei all seiner unverwechselbaren Individualität und Originalität doch auch immer wieder ein Anhänger irgendeiner Ideologie oder Geistesströmung, der in seinen Weltanschauungen sehr flexibel war, um es so zu formulieren, der allem etwas abgewinnen konnte außer natürlich der Inhumanität, der die Welt so sah wie er sie sehen wollte, der sie facettenreich interpretierte, undogmatisch und frei im Denken und Träumen war, ein überzeugter christlicher Sozialist, der „die Sozis“ kritisierte, die ihn deshalb auch in einem Anfall von Infamie aber mit perfekter Strategie und Dramaturgie aus der Partei ausschlossen haben. Wir haben nur zwei- oder dreimal miteinander gesprochen, kannten uns also. Über meinen ersten Prosaband „Lebensbilder“ machte er eine Doppelseite in einer Sonntagsausgabe der Kronenzeitung. Das war natürlich eine Superwerbung für das Buch. Und so wurden vielleicht auch deswegen in relativ kurzer Zeit die tausend Exemplare der ersten Auflage verkauft. Da gilt es, sich bei ihm zu bedanken, auch im nachhinein. Vielleicht sollte man ihm einen Dankesgruß in den Himmel hinauf schicken. Er würde sagen: „Natürlich gibt es keinen Beweis dafür, ob es einen Himmel gibt oder nicht, das ist ja auch gar nicht wichtig, ob ein Himmel (im Sinne von einem Jenseits) überhaupt existiert, viel wichtiger und wesentlicher ist doch, daß man daran glaubt.“ Und das muß man einfach so stehen lassen, weil es weder ein beweisbares Dafür noch ein Dagegen zu dem Gesagten gibt.
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Schriftstellerbegegnungen 1960-2010 von Peter Paul Wiplinger, Kitab-Verlag, Klagenfurt, 2010