Provinzen der Sprache als Gegenden der Sprache

 

 

Provinzen der Sprache, des Sprachlandes, sind nicht etwa die Millionen Wirklichkeiten, in denen Sprache beginnt, sich entfaltet, handelt, – Provinzen der Sprache als Gegenden der Sprache, als Bezirke und Bereiche der Sprache: das ist die Sprache selbst. Provinz, das meint Herrschaftsbereich und Hinterland zugleich, und wäre das Wort „Herrschaftsbereich“ nicht wie alle anderen Worte aus Sprache gemacht, so wünschte sich mir die Sprache, das Wort „Herrschaft“ als Wort nur in Zusammenhängen mit ihrer Vermeidung und Vermeidbarkeit zu verwenden. Denn wie kann es einen Herrschaftsbereich von Sprache geben, wenn Sprache selbst nicht in der Lage ist, zu herrschen? Und doch sind andere Sprachen ausgestorben. Dafür wird eine andere zur Herrschaft benutzt wird zum Instrument der Herrschaft im Zusammenschluss mit Handlungen, Handlungen der Gewalt gerade dann, wenn Sprache von einigen besser „beherrscht“ wird, die dazu gemacht scheinen, auch die Mitmenschen kraft dieser Fähigkeit zu beherrschen. (Welche Sprache aber ist das innerhalb der Sprachen?) Vielleicht ist das Hinterland der Sprache ihre Etymologie, vielleicht ist es aber auch der erste lebendige Laut, der einstmals, als Sprache begann, etwas bedeuten sollte jenseits von Schmerz und Freude. Denn für diese beiden Extreme braucht es die Sprache nicht, da stehen Weinen und Lachen zur Verfügung. Wird aber das Denken und Sprechen auf das Provinzielle hin orientiert, so ist etwas „Hinterwäldlerisches“, ja, Lächerliches und „nicht ganz auf der Höhe der Zeit“ Befindliches gemeint. Allerdings ist das bereits auch wieder ein Ausdruck von Herrschaft : alles, was glaubt, etwas für besser oder schlechter be- und verurteilen zu können kraft eigener Kompetenz, übt Herrschaft aus. Schreiben in innerster Provinz bleibt – noch – herrschaftslos.

 

Weiterführend → 

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd

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