Zu meiner Aufzeichnung über jene vier Damen, die in der Fondation Beyeler in Riehen stundenlang vor Claude Monets Seerosen verharrten, finde ich heute bei Jules Renard eine Begründung, die ich früher wohl übersehen habe und die meine spöttische Beobachtung auf andere Art bestätigt: »Das ist eine Malerei für Frauen.«
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Der Tod könnte warten, bis wir ihm zunicken.
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Torri del Benaco, der schöne Ort an der Riva orientale am Gardasee, gefiel André Gide, der dort im Sommer 1948 einige Sommertage verbrachte, so gut, daß er wünschte, in Torri del Benaco zu sterben und begraben zu sein. Er starb drei Jahre später in Paris und wurde auf dem Friedhof von Cuverville in der Normandie, seinem zweiten Wohnsitz, begraben. In Torri del Benaco erinnert man sich jetzt nach vielen Jahren an den Wunsch des Dichters und Nobelpreisträgers und gebraucht ihn als Werbung. Touristen anzulocken und dort, wie André Gide, schöne Ferientage zu verbringen.
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»Wir sind ausrangiert«, sage ich zu einem Gleichaltrigen, der es noch nicht gemerkt hat.
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Einige Bekannte vergessen es immer wieder, was ich ihnen schon öfter sagte: Ich habe Katzen nicht mehr angeschafft, seit Crazy und Ben gestorben sind. Sie wollen mich weiterhin für einen halten, zu dem Katzen gehören. Das muß seinen Grund haben.
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Neugierig durchblättere ich eine neue Anthologie: Das Buch vom Schnee. Das Gedicht, das ich erwarte und das nicht fehlen darf, fehlt: Schnee I von Robert Walser. Wie oft und gern haben Rainer Brambach und ich es aufgesagt: Es schneit, es schneit, bedeckt die Erde / mit weißer Beschwerde, so weit, so weit. Und die drei weiteren Strophen und die anderen Schnee- und Wintergedichte von Robert Walser! Die Herausgeberin kannte keines dieser Gedichte. Sie wußte nicht, wie gerade Robert Walser den Schnee liebte und wie er starb, am 2. Weihnachtstag 1956, als Spaziergänger mit ausgebreiteten Armen hingesunken in den Schnee.
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→ In loser Folge bringt KUNO sämtliche nach 2000 entstandenen Aufzeichnungen Hans Benders (*1919), die erstmals in Matrix 29. Jeder auf seine Art für Hans Bender veröffentlicht werden.
Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.